05.08.2011
Deutschland: Christdemokraten zwischen „C“ und „I“
Kommentar aus idea von Wolfgang Polzer
Die CDU-Fraktion in der Bremer Bürgerschaft lädt zu einem islamischen Festmahl
„Die CDU muss sich künftig am ‚C’ orientieren oder es aufgeben. Eine dritte Möglichkeit gibt es nicht.“ Diese Mahnung des früheren baden-württembergischen Ministerpräsidenten Erwin Teufel an seine Partei ist wohl in Bremen verhallt. Es scheint vielmehr, als suche die CDU-Fraktion in der Bürgerschaft einen „dritten Weg“ zwischen C wie christlich und I wie islamisch. Denn erstmals lädt sie am 12. August im Fastenmonat Ramadan zu einem „Iftar-Mahl“ ein. Geboten werden nicht nur Datteln, Oliven und Halal-Fleischgerichte, sondern auch „die Möglichkeit, das Magrib-Gebet vor Ort zu verrichten“. Das soll als Zeichen der Verständigung und Beitrag zum Dialog zwischen Muslimen und Christen in Bremen verstanden werden. Die Einladung trägt die Unterschriften von Fraktionschef Thomas Röwekamp und der Fraktionssprecherin für Integration, Sigrid Grönert.
Keine Abstriche am „C“
Sie gehört zur Paulus-Gemeinde des Mülheimer Verbandes Freikirchlich-Evangelischer Gemeinden. Aus dem Urlaub in Lettland, wo sie sich an einer Aktion des Hilfswerks GAiN - Partner des Missionswerks „Campus für Christus“ (Gießen) – beteiligt, teilte sie idea auf Anfrage mit, dass sie das islamische Mahl als Signal zur Begegnung mit Muslimen „OK“ finde. Keinesfalls würde sie aber eine religiöse Vermischung gutheißen oder Abstriche an der christlichen Ausrichtung ihrer Partei machen. Sie sei „für Frieden im Miteinander“ und „Trennung in Glaubensfragen“. Deshalb werde sie nach dem Mahl nicht mit den Muslimen in eine Moschee gehen. Sie hoffe vielmehr, dass Muslime in der Begegnung mit Christen auch den christlichen Glauben kennenlernen könnten.
Schwere Niederlage bei Christen
Nun ist gegen Begegnungen und gegenseitige Besuche von Christen und Muslimen nichts einzuwenden. Aber die Bremer CDU-Fraktion geht einen Schritt weiter: Sie veranstaltet selbst ein islamisches Festmahl mit Gebet. Sie identifiziert sich also mit muslimischen Glaubenspraktiken und wertet damit das „C“ ab. Das ist das Gegenteil von dem, was der CDU-Senior Teufel rät. Es verwundert, dass sich die Bremer C-Partei nach ihrer schweren Schlappe bei der Bürgerschaftswahl auf diesen Weg begibt. Am 22. Mai war sie um über 5 % auf 20,3 % abgesackt und nur noch dritte Kraft hinter SPD (38,6) und Grünen (22,5) geworden. Bei den Evangelischen hatte die CDU 5 % und bei den Katholiken 9 % eingebüßt. Dass sie diese Verluste mit muslimischen Festen wettmachen machen kann, ist kaum zu glauben.