15.08.2011
Deutschland: Was Protestanten von Benedikt XVI. erwarten
„Briefe“ an den Papst: Er soll Bann gegen den Reformator Martin Luther lösen
Deutschland: Was Protestanten von Benedikt XVI. erwarten
„Briefe“ an den Papst: Er soll Bann gegen den Reformator Martin Luther lösen
München (idea) – Anlässlich des Deutschlandbesuchs von Papst Benedikt XVI. vom 22. bis 25. September haben 18 evangelische Christen ihre Wünsche an das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche gerichtet. Im Buch „Lieber Bruder in Rom! Ein evangelischer Brief an den Papst“ (Verlag Droemer/Knaur, München) fordern sie den Papst unter anderem auf, den Bann gegen den Reformator Martin Luther (1483-1546) zu lösen. Herausgeber des Buchs ist der Prior der ökumenischen Kommunität „Offensive Junger Christen“, Dominik Klenk (Reichelsheim/Odenwald). Bei seinem Deutschlandbesuch wird Benedikt XVI. in Berlin, Erfurt und Freiburg auftreten. Neben einer Rede im Bundestag ist unter anderem eine Begegnung mit Vertretern der EKD im Erfurter Augustinerkloster geplant. Der Theologieprofessor Johannes von Lüpke (Wuppertal/Bethel) schreibt in seinem Brief an den Papst, dass sich die wechselseitigen Verurteilungen und Exkommunikationen lösen könnten, wenn sich katholische und evangelische Christen auf ihr gemeinsames Zentrum, Jesus Christus, ausrichteten. Man gehöre in der einen Kirche Jesu Christi zusammen – nicht zuletzt auch im gemeinsamen Abendmahl. Die römisch-katholische Kirche lässt Protestanten nicht zur Eucharistie zu.
Parzany: Evangelisation vorantreiben
Der Leiter der Aktion „ProChrist“, Ulrich Parzany (Kassel), bittet den Papst, die Evangelisation in Europa stärker voranzutreiben. Man dürfe sich innerhalb der Christenheit nicht länger durch Abgrenzung definieren. Zwar seien die Unterschiede in Lehre und kirchlichen Ordnungen beträchtlich, dennoch sei er überzeugt, dass die Liebe zu Jesus Christus Katholiken und Protestanten stärker zusammenbinde, als unterschiedliche Erkenntnisse sie trennen könnten. Der stellvertretende Präses der Synode der EKD-Synode, Ministerpräsident a.D. Günther Beckstein (CSU), fordert den Papst auf, sich für die Ökumene einzusetzen. Deren Gelingen sei ein Gradmesser für die Bedeutung der Kirchen in der Gesellschaft: „Wir brauchen eine starke Volkskirche, und daher brauchen wir auch ein gutes ökumenisches Miteinander.“ Der säkulare Staat sei auf Mitarbeit von möglichst vielen Christen angewiesen, so Beckstein. Es sei eine christliche Selbstverständlichkeit, Verantwortung für das Zusammenleben im Staat und für das Gemeinwesen zu übernehmen.
Dem Islam „fröhlich offensiv“ begegnen
Die wissenschaftliche Leiterin des Instituts für Islamfragen der Deutschen Evangelischen Allianz, Prof. Christine Schirrmacher (Bonn), bittet den Papst, dem Islam „fröhlich offensiv“ zu begegnen. Christen sollten nicht um die Unterschiede in Glauben und Leben herum lavieren, sondern diese benennen: „Klar und deutlich müssen wir Christen zu unserem Glauben stehen und ihn bekennen, ohne Sorge zu haben, dass das für Muslime bereits ein Anstoß sein könnte – mitnichten! Muslime achten nur den Gesprächspartner, der selbst weiß, was er glaubt.“ Der Papst brauche Mut, um politisch unbequeme Wahrheiten auszusprechen und sich weltweit für Religionsfreiheit einzusetzen.