29.08.2011

Deutschland: Wofür die „intensiv Evangelischen“ stehen

Christustag der Chrischona-Gemeinden

Deutschland: Wofür die „intensiv Evangelischen“ stehen

Christustag der Chrischona-Gemeinden

Gießen (idea) – Die 1,2 Millionen Evangelikalen in Deutschland leisten trotz ihrer relativ kleinen Zahl einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft. Diese Ansicht vertrat der baptistische Theologe und Journalist Andreas Malessa (Hochdorf bei Stuttgart) beim Christustag der hessischen Chrischona-Gemeinden. Die „intensiv Evangelischen“ stünden für stabile Familien und reife Persönlichkeiten, die sich auch in Lebenskrisen bewähren, sagte er am 28. August in Linden bei Gießen vor rund 1.100 Besuchern. Mit ihren diakonischen und missionarischen Dienstleistungseinrichtungen sorgten die Evangelikalen für „enorm viel gesellschaftliche Realität“, etwa durch ihren Einsatz für Arme und Bedürftige. Noch mehr leisteten sie in Entwicklungsländern. Malessa zufolge nehmen immer mehr Politiker und Journalisten diese Zusammenhänge wahr. Zugleich wies er die von den Medien verbreitete Vorstellung zurück, die Evangelikalen seien für die Protestanten ebenso „ein konservatives Beiboot“ wie etwa die Pius-Bruderschaft für die Katholiken oder die radikalen Islamisten für Muslime in Deutschland. Denn anders als die Pius-Brüder oder die Islamisten hätten die Evangelikalen keinen „geschlossenen Auftritt“, sondern engagierten sich in 350 Werken, Initiativen und Freikirchen. Trotzdem bildeten die Evangelikalen oft die protestantischen Kerngemeinden: „Das sind die besten Pferde, die arbeiten.“ Zugleich warnte er die Evangelikalen vor Selbstüberschätzung.

Das Böse nicht nur bei anderen sehen

In seiner Predigt über die Jahreslosung „Lass Dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem“ (Römer 12,21) wandte sich Malessa dagegen, das Böse nur bei anderen zu sehen. Bösartige Vorstellungen entstünden im eigenen Kopf. Zugleich warnte er davor, das Böse durch „biederbürgerliche Tugendhaftigkeit“ überwinden zu wollen: „Das ist der Weg in moralische Gesetzlichkeit.“ Christen wüssten, dass sie allein aus Gottes Gnade gerechtfertigt seien.

„Echte Heidenmission“ in Brandenburg

Der Inspektor des Chrischona-Gemeinschaftswerks Deutschland, Rainer Geiss (Gießen), zeigte sich gegenüber idea zufrieden mit der Mitgliederentwicklung. Obwohl man seit 1989 sechs Gemeinden wegen Nachwuchsmangel habe schließen müssen, gebe es nach wie vor 6.500 Mitglieder und Besucher in 70 Gemeinden, davon 30 in Hessen. Ziel sei es, die „geistliche Leidenschaft“ in den Gemeinden zu stärken: „Das versuchen wir zu fördern.“ Einen missionarischen Schwerpunkt setze der Verband mit drei Gemeindegründungsprojekten in Bundesland Brandenburg: In Schwedt an der Oder erreiche man nach 10 Jahren rund 40 Personen, in Prenzlau seit acht Jahren 50 und in Angermünde seit vier Jahren 15. „Wir müssen dort echte Heidenmission betreiben“, sagte Geiss, der Ende des Jahres in den Ruhestand treten wird. Nachfolger ist der 42-jährige Wieland Müller. Nach der deutschen Wiedervereinigung war er 1991 der erste Ostdeutsche, der sein Studium am Theologischen Seminar St. Chrischona (Bettingen bei Basel) begann. Zuletzt war er zehn Jahre Pastor in Südafrika.