01.01.2011
Ägypten: Über 20 Tote bei Selbstmordanschlag auf Christen
Bei der Explosion einer Autobombe vor einer Kirche in Ägypten sind 21 Personen ums Leben gekommen; zudem gab es 43 Verletzte.
Ägypten: Über 20 Tote bei Selbstmordanschlag auf Christen
Bei der Explosion einer Autobombe vor einer Kirche in Ägypten sind 21 Personen ums Leben gekommen; zudem gab es 43 Verletzte.
(sda/afp/dpa/Reuters) Bei einem Anschlag auf koptische Christen in Ägypten sind mindestens 21 Personen ums Leben gekommen. Ein Sprengsatz explodierte kurz nach Mitternacht, als die Besuchereiner Neujahrsmesse in der Grossstadt Alexandria aus der Kirche kamen.
Zunächst hatte das Innenministerium von sieben Toten und 24 Verletzten gesprochen. Ein hochrangiger Mitarbeiter des Gesundheitsministeriums sprach aber später von 21 Toten. Es seien weitere Leichen in Spitäler gebracht worden.
Auch Muslime unter den Verletzten
Mindestens 43 weitere wurden nach offiziellen Angaben verletzt. Darunter seien auch muslimische Passanten gewesen, hiess es. Durch die Explosion wurden das christliche Gotteshaus sowie eine nahegelegene Moschee beschädigt.
Nach der Tat lieferten sich wütende Christen nach Angaben der Polizei und von Augenzeugen Strassenkämpfe mit den Sicherheitskräften und stürmten eine nahe gelegene Moschee. Die Polizei trieb die Menge auseinander. Am Morgen versammelten sich zudem Christen vor dem Anschlagsort, um ihren Unmut gegen die Regierung kundzutun.
Präsident Husni Mubarak rief alle Ägypter, ob Christen oder Muslime, auf, sich gemeinsam dem Terrorismus und allen zu widersetzen, die die Sicherheit und Einheit des Landes bedrohten.
Autobombe vor Kirche
Der Anschlag ereignete sich am Samstag gegen halb eins morgens vor der St.-Markus-und-Petri-Kirche im Stadtteil Sidi Bischr, als die ersten Gläubigen aus der Mitternachtsmesse strömten.
Die Polizei erklärte zunächst, der Sprengstoff sei offenbar in einem parkierten Auto vor der Kirche versteckt gewesen. Das Innenministerium erklärte jedoch später, wahrscheinlich habe ein Selbstmordattentäter den Anschlag verübt.
Fast 1000 Menschen hätten an der Messe teilgenommen, sagte der koptische Priester Mena Adel. Nach dem Gottesdienst seien die Besucher auf die Strasse geströmt. «Ich war drinnen und habe eine starke Explosion gehört», sagte der Geistliche.
«Menschen standen in Flammen.»
Zunächst bekannte sich niemand zu dem Anschlag, die Generalstaatsanwaltschaft nahm Ermittlungen auf. Der Gouverneur von Alexandria, Adel Labib, gab umgehend dem Terrornetzwerk al-Kaida die Schuld an der Tat. Es blieb aber unklar, ob er dafür Beweise hatte.
Die Kopten sind die grösste christliche Glaubensgemeinschaft im Nahen Osten. Sie machen bis zu zehn Prozent der 80 Millionen Einwohner im überwiegend muslimischen Ägypten aus und sehen sich im Alltag Diskriminierungen und Benachteiligungen ausgesetzt.
In den vergangenen Jahren gab es in verschiedenen Teilen Ägyptens immer wieder tödliche Auseinandersetzungen zwischen Kopten und Muslimen.
Die Kaida droht Christen
Bei einer Geiselnahme in einer Kirche der irakischen Hauptstadt Bagdad und einer anschliessenden Befreiungsaktion waren Ende Oktober 44 Gläubige, zwei Priester sowie sieben Sicherheitskräfte ums Leben gekommen.
Zu dem Angriff bekannte sich eine der Kaida nahestehende Gruppierung, die mit weiteren Gewalttaten gegen koptische Christen drohte, insbesondere in Ägypten.
Hintergrund soll der Fall von zwei Frauen koptischer Geistlicher sein, die angeblich zum Islam übertraten; die Islamisten erklärten, die beiden Frauen würden von den Kopten gefangen gehalten. Erst am Donnerstag waren bei neuen Angriffen gegen Christen im Irak zwei Menschen getötet und 16 weitere verletzt worden.
nzz.ch/nachrichten