08.01.2011

Deutschland: Zentraler Gottesdienst der Kopten

Muslime sprechen ihr Mitgefühl aus

Deutschland: Zentraler Gottesdienst der Kopten

Muslime sprechen ihr Mitgefühl aus

 

"Diese Terroristen wollen einen Keil zwischen Christen und Muslime treiben. Aber dieses Ziel wird ihnen nicht gelingen", sagt Aiman Mazyek, Vorsitzender des Zentralrats der Muslime beim Gedenkgottesdienst in Frankfurt. Und erntet böse Zwischenrufe.

Mehrere hundert Menschen waren in Frankfurt a.M. zusammengekommen, um in der koptischen St.-Markus-Kirche den Opfers des Terroranschlags im ägyptischen Alexandria zu gedenken. Am zentralen Gottesdienst der Koptischen Gemeinde Deutschland nahmen Vertreter der Kirchen, der Bundes-, Landes- und Kommunalpolitik teil - wie auch Mitglieder muslimischer Verbände.

"Wir erheben heute gemeinsam unsere Stimme, um als Botschafter für den Frieden einzutreten", erklärte Bischof Anba Damian als Oberhaupt der koptischen Kirche in Deutschland zu Beginn der Gedenkfeier. Bischof Damian appellierte an die ägyptische Regierung, "mehr auf die Gerechtigkeit, Religionsfreiheit, die Menschenrechte und Sicherheit ihrer Mitbürger zu achten - und zwar nicht nur in Form von tröstenden Worten, sondern mit ehrlichem seriösem Willen und anhand konkreter Taten". Auch an islamische Gelehrte wandte sich der Bischof und forderte sie auf, in ihren Predigten auf eine "klare Trennung zwischen Islam und Gewalt" zu achten.

Unmittelbar vor dem Gedenkgottesdienst hatte sich der Bischof zu einem Gespräch mit Vertretern der Islamischen Verbände getroffen und danach eine Änderung in der Rednerliste vorgenommen. Denn nach dem Ablaufplan, der in der Kirche verteilt wurde, tauchte kein Redner muslimischen Glaubens auf. Nach dem Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst, Cordelia Kopsch von der Evangelischen Kirche Hessen-Nassau und weiteren christlichen Geistlichen sprach Aiman Mazyek, Vorsitzender des Zentralrats der Muslime in Deutschland. "Diese Terroristen wollen einen Keil zwischen Christen und Muslime treiben. Aber dieses Ziel wird ihnen nicht gelingen", sagte Mazyek und verurteilte den Anschlag, bei dem 23 Menschen getötet wurden. Muslime und Christen ließen sich nicht spalten, sagte Mazyek und versicherte das Mitgefühl und die Solidarität der Muslime. Mit Zwischenrufen wie "Lügner" und "Heuchler" kommentierten einige Besucher die Ansprache von Mazyek.

Während Bischof Franz-Peter Tebartz-van und andere Kirchenvertreter erklärten, der Terroranschlag sei als Angriff auf Christen zu deuten, sagte die SPD-Politikerin und Ex-Ministerin Heidi Wieczorek-Zeul: "Dieser Anschlag ist ein Anschlag auf uns alle. Christen, Juden und Muslime sind gemeinsamen Werten verpflichtet." Die Politik müsse daraufhin wirken, dass die Religionsfreiheit gesichert sei, sagte die CDU-Bundestagsabgeordnete Erika Steinbach.

Am Ende der zwei Stunden dauernden Gedenkfeier dankte Bischof Damian den Vertretern der Politik, der Kirchen und "den gemäßigten Islamischen Verbänden in Deutschland und außerhalb Deutschlands" für die Kondolenz und Solidarität.

fr-online.de