10.01.2011
Vatikan: Papst kritisiert Pakistan, Döpfner den Islamismus
Papst Benedikt XVI. hat eindringlich Religionsfreiheit in aller Welt eingefordert und in dem Zusammenhang mit ungewöhnlicher Deutlichkeit Pakistan kritisiert. Unterdessen rief der Vorstandsvorsitzende des Medienkonzerns Axel Springer, Mathias Döpfner, dazu auf, "Lethargie und Naivität" gegenüber dem Islamismus abzulegen.
Der Papst fordert von Pakistan die Abschaffung des Blasphemie-Gesetzes.
Bei einer Audienz für Diplomaten am Montag in Rom forderte Benedikt die Abschaffung des Blasphemie-Gesetzes in dem islamischen Staat. "Ich ermutige die Verantwortungsträger dieses Landes erneut, die nötigen Anstrengungen zu unternehmen, es aufzuheben, umso mehr, da es offensichtlich als Vorwand dient, um Ungerechtigkeit und Gewalt gegen die religiösen Minderheiten zu provozieren", erklärte der Pontifex. Das sogenannte Blasphemie-Gesetz stellt "Gotteslästerung" unter Strafe und ist auch in Pakistan selber hoch umstritten. Vor wenigen Tagen war der Gouverneur der ostpakistanischen Provinz Punjab, Salman Taseer, von einem seiner Leibwächter erschossen worden. Der Attentäter gab später als Grund für den Mord die scharfe Kritik des Gouverneurs am Blasphemie-Gesetz an. Taseer hatte sich vehement für dessen Abschaffung eingesetzt.
Papst Benedikt sieht in Religionsfreiheit eine wesentliche Grundlage für den Frieden in der Welt, wie er in seiner Ansprache vor den am Heiligen Stuhl akkreditierten Diplomaten betonte. "Die religiöse Dimension ist ein unleugbares und unbezwingliches Merkmal des menschlichen Seins und Handelns." Wenn dieser "fundamentale Aspekt" vernachlässigt werde, komme es zu Konflikten auf allen Ebenen. Friede lasse sich "nur dann aufbauen und bewahren, wenn der Mensch Gott frei suchen und dienen" könne.
Der Papst appellierte wie schon in seiner Neujahrsbotschaft an die politischen Verantwortlichen der betroffenen Regionen, aber diesmal auch an die islamischen Religionsführer, "sich dafür einzusetzen, dass ihre christlichen Mitbürger in Frieden leben und weiterhin ihren Beitrag zu der Gesellschaft leisten können, deren vollgültige Mitglieder sie sind".
Auf dem Neujahrsempfang der "Berliner Morgenpost" am Montag in Berlin sagte Döpfner, der Fall der beiden inhaftierten Reporter der "Bild am Sonntag" im Iran mache deutlich, wie stark der Fundamentalismus den Rechtsstaat und das Leben in Freiheit bedrohe. Die radikalisierte Form des Islam werde etwa bei der atomaren Aufrüstung des Iran, den Selbstmordattentaten der Hamas, der Verfolgung von Christen und Juden in vielen muslimischen Ländern oder den gewaltbereiten Parallelgesellschaften in Berlin spürbar. "Wir dürfen uns nicht damit abfinden", sagte der Springer-Chef. (pro/dpa)
VON: aq | 10.01.2011