13.01.2011
Indien: Ein Jahrzehnt der Christenverfolgung
Zunahme der Übergriffe - Hindu-Nationalisten kündigen Rückbekehrungsaktion
Indien: Ein Jahrzehnt der Christenverfolgung
Zunahme der Übergriffe - Hindu-Nationalisten kündigen Rückbekehrungsaktion
(NEU-DELHI, 13. Januar 2011) – In den vergangenen zehn Jahren haben die Angriffe auf Christen in Indien zugenommen, meldet der Informationsdienst Compass Direct unter Berufung auf einen Bericht* der Evangelischen Allianz Indiens (EFI). Demnach ist es seit 2001 jährlich durchschnittlich zu mehr als 130 Übergriffen gekommen. Allein im vergangenen Jahr wurden 149 gewalttätige Angriffe gegen Christen registriert. Die meisten Fälle wurden aus den Bundesstaaten Karnataka und Andhra Pradesh im Süden Indiens sowie den Nachbarstaaten Madhya Pradesh und Chhattisgarh gemeldet. 2,7 Millionen der insgesamt 23 Millionen indischen Christen leben in diesen vier Staaten, die die EFI als Zentrum der Christenverfolgung betrachtet. Während es in den nördlich-zentral gelegenen Landesteilen seit zehn Jahren Spannungen gibt, begann die Eskalation in Südindien im Jahr 2010.
Angriffe in den Bundesstaaten im Jahr 2010:
Laut EFI zeigt die Konzentration der Verfolgung auf diese vier Staaten, dass "die Angriffe keine Einzelfälle, sondern Teil einer systematischen Kampagne einflussreicher hindu-nationalistischer Organisationen sind, welche sich über Recht und Gesetz hinwegsetzen und Straflosigkeit genießen".
Überblick Jahre 2001 bis 2009
Im Jahr 2009 gab es in Gesamtindien mehr als 152 Übergriffe auf Christen. Die genannten Bundesstaaten führen nach Angaben der Evangelischen Allianz Indiens (EFI) die Liste gewalttätiger Zwischenfälle an. Nach Angaben der "Christian Legal Association of India" gab es im Jahr 2006 mindestens 130 Fälle – im Durchschnitt mehr als zwei pro Woche. In 2005 wurden mindestens 165 Übergriffe auf Christen bekannt; aus den Jahren 2001 bis 2004 jährlich mindestens 200 Vorfälle.
Großangelegte Rückbekehrungsaktion
Konservativ-nationalistische Hindus haben im April 2010 angekündigt, im kommenden Februar im Bezirk Mandla (Madhya Pradesh) eine Großveranstaltung mit zwei Millionen Hindus abzuhalten. Ziel sei es, Christen zum Hinduismus "zurückzubekehren" sowie Pastoren, Evangelisten und ausländische Entwicklungshelfer aus dem Bezirk zu vertreiben. In der Vergangenheit haben vergleichbare Großveranstaltungen schon zu Gewaltausbrüchen geführt. Zwar liege die Verantwortung für solche Veranstaltungen nach Recht und Gesetz in kommunaler Hand, doch sei die Reaktion der Zentralregierung auf diese Aktion ein entscheidendes Signal dafür, was in den kommenden Monaten und Jahren in Indien für die Behandlung der christlichen Minderheit zu erwarten sei, so der Informationsdienst Compass Direct. Die erste derartige Aktion 1998 in der Provinz Dangs im Bundesstaat Gujarat war der Ausgangspunkt für Diskriminierungen gegen Christen, die in gewalttätigen Übergriffen mündeten.
Das Hilfswerk für verfolgte Christen Open Doors ruft zu Gebet für die christliche Minderheit in Indien, die fast täglich Diskriminierung und Verfolgung ausgesetzt ist.