ROM, 14. Januar 2011 (ZENIT.org).- Am 16. Januar ist der kirchliche Welttag der Migranten und Flüchtlinge. Der erstmalig 1914 von Papst Benedikt XV. unter dem Eindruck des Ersten Weltkrieges ausgerufene Tag erinnert an das Schicksal von mehr als 40 Millionen weltweit Vertriebener. Ob von Militärs und Guerillas vertriebene Kinder in Kolumbien, durch Kriegswirren zur Flucht Genötigte im Irak, ob verfolgte Christen in Indien oder durch Massenvertreibung heimatlos Gewordene im Sudan: auf allen Kontinenten setzen sich kirchliche Mitarbeiter für Migranten und Flüchtlinge ein.
Missio-Partner Diakon Kamal Tadros von der St. Vincent De Paul Society aus Khartoum im Sudan berichtet: „Aus Khartoum wollten zigtausende Christen ihre Wohnungen Richtung Süden verlassen, um wählen zu können. In vielen Fällen wurden sie an der Ausreise gehindert. Von jenen ‚Exil-Christen', die es schafften trotz Repressionen in ihre angestammte Heimat im Süden zum Referendum auszureisen, sehen sich nun viele mit einer äußerst schwierigen Situation konfrontiert: Als sie ihre Wohnungen verließen, haben sich sofort Nicht-Christen dort einquartiert. Somit können Tausende Christen nicht mehr zurück aus Angst vor Verfolgung. Für eine andere Bleibe haben sie kein Geld. Sie sind zu Flüchtlingen im eigenen Land geworden. Die Kirche kümmert sich um sie: Wir bieten ihnen Unterkunft, Essen, Wasser und Medikamente."
Nach nur drei Tagen haben die Wählerzahlenfür das Referendum im Sudan offiziellen Angaben zufolge die 60 Prozent Hürde genommen. Dieser Prozentsatz ist notwendig, um ein rechtsgültiges Ergebnis zu erlangen. Nun steht also fest: Das Referendum im Sudan ist gültig. Beobachter gehen davon aus, dass der Ansturm auf die Wahllokale im Südsudan auch in den nächsten Tagen nicht abreißen wird. Über 2,2 Millionen Menschen haben bisher ihre Stimme abgegeben. Bis einschließlich 15. Januar können die Südsudanesen noch über eine Trennung vom Norden des Landes abstimmen.
Missio-Partner und internationale Beobachter fürchten einen neuerlichen Ausbruch des jahrzehntelangen Bürgerkriegs zwischen Nord und Süd, sollte Präsident Omar al-Bashir das Votum nicht akzeptieren. Kamal: „Wir glauben, dass die Mehrheit der im Norden lebenden Christen planen, nach den Wahlen in ihre Dörfer im Süden zurück zu kehren".
Msgr. Dr. Leo-M. Maasburg stellt deshalb klar: „Gerade als Christen dürfen wir nicht vergessen, dass auch Jesus selbst ein Flüchtling in Ägypten war. Er selbst forderte uns auf, in jedem Menschen ihn, Christus, zu erkennen und uns seiner anzunehmen. Flüchtlinge, Asylsuchende und Vertriebene, wie aktuell im Sudan, brauchen unsere Hilfe. Es ist ein Ausdruck unserer Liebe zu Christus, mit allen Flüchtlingen solidarisch zu sein und mit allen Mitteln das friedliche Miteinander zu fördern."
Für den Nationaldirektor von Missio stehen hinter den abstrakten Millionenzahlen von Vertriebenen tragische Einzelschicksale. Menschen, die sich lediglich ein Leben in Frieden und Sicherheit wünschen. Nicht mehr.
Zur Gründung eines neuen afrikanischen Staates wird es kommen, wenn mindestens die Hälfte der Wähler im Referendum für die Abspaltung vom dominanten Nordsudan gestimmt haben. Dieses Ergebnis gilt als sehr wahrscheinlich. Der amtierende Präsident des Sudan, Omar al-Bashir, hat angekündigt, das Ergebnis des Volksentscheides zu akzeptieren, auch wenn er befürchtet, dass es der wenig entwickelte Süden allein schwer haben wird.