17.01.2011
Deutschland/Israel: "Messianische Juden sind zu unterstützen"
Neuendettelsau (idea) – Theologisch konservative Kreise haben die geplante Ergänzung der bayerischen Kirchenverfassung hinsichtlich der Stellung der Kirche zum Judentum kritisiert.
Anlass war ein Studientag der Kirchlichen Sammlung um Bibel und Bekenntnis in Bayern für Pfarrer, Kirchenvorsteher und interessierte Gemeindemitglieder am 15. Januar in Neuendettelsau (Mittelfranken). In der vorgesehenen Ergänzung des Grundartikels ist unter anderem von der „bleibenden Erwählung des Volkes Israel“ die Rede. Außerdem wird behauptet, dass die Kirche „aus der Wurzel des biblischen Israel hervorgegangen“ und mit dem „jüdischen Volk geschwisterlich verbunden“ sei. Diese Formulierungen wurden auf dem Studientag als nicht sachgemäß und unscharf kritisiert. Es sei nicht klar, welches Israel diese Wurzel sein solle. „Sind damit auch die ungehorsamen Israeliten gemeint, die ständig in Götzendienst verstrickt waren?“ fragte Pfarrer Martin Fromm (Rüdenhausen/Unterfranken). Außerdem erteile Paulus allen Überlegungen eines Heils ohne Christus eine Absage.
Messianische Juden werden ausgegrenzt
Der Theologieprofessor Günter R. Schmidt (Erlangen) nannte den Verfassungszusatz „überflüssig und schädlich wie einen Kropf“. Er vertrat die Ansicht, dass Juden und Christen keineswegs Brüder im Geist seien. Die Frage nach der Brüderlichkeit entscheide sich daran, wie man zu Christus steht. „Brüder im Geiste“ Christi seien nur die messianischen Juden, die Jesus Christus als den Messias angenommen hätten. Sie würden jedoch paradoxerweise von der Kirche nicht gefördert. Schmidt: „Durch die Anerkennung heutiger Juden als Geschwister im Glauben machen Christen den Glauben an Jesus zu einem zweitrangigen Detail. Er ist aber für den rechten christlichen Glauben konstitutive Mitte.“ Der Theologe rief dazu auf, die messianischen Juden zu unterstützen. Außerdem solle Deutschland aufgrund seiner geschichtlichen Verantwortung für die Existenz des Staates Israel einstehen. Der messianisch-jüdische Pastor Nikolaj Krasnikov (Zirndorf bei Nürnberg) beklagte, dass die Kirche ausgerechnet die Juden, die Christus als ihren Messias angenommen hätten, um der nicht an Jesus gläubigen Juden willen ausgrenze.