01.07.2011

Israel: Damen bitte hinten einsteigen!

Service für die Ultraorthodoxen: Buslinie trennt zwischen Männern und Frauen

Israel: Damen bitte hinten einsteigen!

Service für die Ultraorthodoxen: Buslinie trennt zwischen Männern und Frauen

Schon lange werden in Israel Diskussionen geführt, ob auf Wunsch der ultraorthodoxen Gesellschaft in öffentlichen Bussen Damen und Herren getrennt reisen sollten. Danach sollen Männer und Jungen im vorderem und Frauen und Mädchen im hinteren Teil des Busses sitzen. Diese Vorstellung erweckt großes Unbehagen bei mancher modernen Frau.

"Wenn [die Ultraorthodoxen] auf Trennung pochen, von mir aus! Aber warum sollen gerade die Frauen hinten sitzen?" Solchen und ähnlichen Meinungen werden in den öffentlichen Medien viel Platz eingeräumt. Sogar orthodoxe Frauen drücken ihr Missfallen über die Unterdrückung im Rahmen der religiösen Gesellschaft aus.Israel ist ein demokratisches Land, in dessen Grundgesetz das Prinzip der Gleichberechtigung verankert ist. So landete die ganze Angelegenheit schließlich vor dem Gericht - mit folgendem Ergebnis: In öffentlichen Bussen wurden neue Schilder angebracht. "Jeder Reisende hat das Recht, auf jedem beliebigen Platz zu sitzen außer auf Plätzen, die für Behinderte und Senioren reserviert sind. Jede Belästigung in dieser Hinsicht gilt als Gesetzesübertretung", heißt es dort. Die ultraorthodoxe Gesellschaft hat bekanntlich ihre eigenen Gesetze, Regeln und Bestimmungen. Deswegen haben sich die Jerusalemer entschieden, in bestimmten Buslinien auf freiwilliger Basis getrennt zu reisen.An der Bushaltestelle, an der ich gerade warte, hält so ein Bus der "Trennungslinie - Kav Hafrada" Nummer 40. Bislang bin ich ihm erfolgreich ausgewichen. Beim langen Warten frage ich eine orthodoxe Frau, was sie davon halte. "Ich bin wirklich froh", antwortet sie. "Manchmal setzt sich so ein ekliger Bursche neben dich!" Diese Meinung habe ich in den Medien noch nicht gehört. Es gibt nichts Besseres als eine Busfahrt, wenn man so richtig unter das Volk kommen möchte.Einmal warte ich schon länger, als sich ein Bus nähert, dessen Nummer verschwommen und unlesbar erscheint. Als ich frage, welche Linie das eigentlich ist, geht "meine Tür" schon zu und der Bus entfernt sich. Meinem Entsetzen gebe ich mit lauten Worten Ausdruck, wie das in Israel üblich ist. "Also ich warte hier eine halbe Stunde und verpasse ihn nur deswegen, weil seine Nummer unlesbar ist." "Das ist wirklich nicht fair", zwei bärtige Männer mit schwarzen Hüten äußern ihre Sympathien. "Fahre mit uns mit dem Vierziger Bus", schlagen sie vor, "dann kannst du deinen Bus einholen."Ich möchte meinen Termin im Stadtzentrum nicht verpassen und deswegen zögere ich nicht lange. Der Bus kommt, die Herren steigen vorne ein und ich ganz brav hinten. Aber was jetzt? Normalerweise lässt man das Fahrticket beim Busfahrer entwerten. Der sitzt aber, wie alle wissen, ganz vorne. Aus dem Fernsehen ist mir bekannt, dass sich irgendwo in der Mitte eine Zange befinden sollte, mit der die Frauen ihre Fahrkarte selber lochen. Ich sehe keine. Ich stehe in meiner Cordhose mitten unter zahlreichen Frauen mit Röcken und Kopfbedeckung und frage unschuldig: "Was macht man? Was macht eine Frau nun?" Die mitreisenden Damen sprechen nicht mit mir, sie deuten nur nach vorne. Der Bus hat nämlich drei Türen und die Zange befindet sich bei dem mittleren Eingang, obwohl es hier schon von schwarz gekleideten Männern wimmelt.

aus israelnetz.com