09.06.2011

Pakistan: Extremisten fordern Verbot der Bibel

Bischof mahnt zur Besonnenheit angesichts der islamistischen Kampagne gegen die Bibel

Pakistan: Extremisten fordern Verbot der Bibel

Bischof mahnt zur Besonnenheit angesichts der islamistischen Kampagne gegen die Bibel

 

 

ROM, Donnerstag, 9. Juni 2011 (ZENIT.org).- Ein katholischer Bischof berichtete von der Bestürzung seines Volkes, nachdem Extremisten ein Verbot der Bibel gefordert hätten und den Obersten Gerichtshof aufforderten, sie auf „blasphemische“ und „pornografische“ Passagen zu untersuchen.

Auf einer Pressekonferenz hebe der Parteivorsitzende Maulana Abdul Rauf Farooqi dazu aufgerufen, die Bibel zu verbieten und  Bibelstellen beanstandet, in denen die Propheten so dargestellt würden, als ob sie „eine Vielzahl von moralischen Schandtaten begehen, was die Heiligkeit der heiligen Gestalten untergräbt.“

In einer Rede in der Moschee von Lahore kündigten die geistlichen Führer der Jamiat-Ulema-e-Islami an, einen Antrag zum Verbot der Bibel zustellen, falls das Oberste Gericht die beanstandeten Texte nicht als „blasphemisch“ erklären sollte..

Maulana Farooqi soll gesagt haben, dass seine Anwälte „sich darauf vorbereiten, beim Gericht das Verbot des Buches zu beantragen.“

In Antwort auf die Pressekonferenz verwies Bischof Shaw auf die steigenden Spannungen, der die Kirche gegenüberstehe und warnte vor weiteren Schwierigkeiten, falls die Hirten der Kirche eine scharf formulierte Verurteilung gegen die Initiative des Bibelverbots aussprechen sollten.

In einem Interview mit dem katholischen Hilfswerk „Kirche in Not“ äußerte der Bischof: „Die Menschen sind sehr bestürzt darüber. Wir sind Christen in Pakistan und haben ein Recht auf unsere Bibel. Es ist eine sehr alte göttliche Schrift. Aber wenn wir ein Problem daraus machen wollen, dann wird es sicherlich eins. Wir müssen jetzt klug sein und stattdessen die Menschen bitten, für uns zu beten, vor Gott an uns zu erinnern. Was wir jetzt brauchen, sind Gebete und Geduld.“

Er betonte, dass die Kampagne wahrscheinlich nicht erfolgreich sein werde, da die Bibel von der Mehrheit der Muslime geachtet werde.

Auf der Pressekonferenz der vergangenen Woche sprach Maulana Farooqi von sogenannten „pornografischen“ Bibelstellen, in denen Personen, die sowohl vom Christentum wie vom Islam verehrt würden, ein unmoralisches Verhalten zeigten.

Die Extremisten führten biblischen Helden wie David an, der die Frau eines anderen Mannes begehrt und diesen in die vordersten Schlachtreihen geschickt habe, um eines sicheren Todes zu sterben.

Die Initiative der Jamiat-Ulema-e-Islami, die Bibel zu verbieten, ist der jüngste Versuch von Radikalen, Blasphemie-Gesetze dazu zu benutzen, den Islam vor vermeidlichen Beleidigungen zu schützen.

Nach den Gesetzen kann eine „Schändung des Koran“ mit einer lebenslangen Haftstrafe geahndet werden.  Maulana Farooqi  nannte den Aufruf zum Verbot der Bibel eine Reaktion auf den amerikanischen Pastor Terry Jones, der im März dieses Jahres dem Verbrennen des heiligen Buches des Islam in einer Kirche in Florida vorgestanden habe.

Pakistans Blasphemie-Gesetze stehen in Verbindung mit einigen der schlimmsten Gewalttaten des Landes in diesem Jahr, darunter die Morde an dem früheren Minister für Minderheiten  Shahbaz Bhatti im März und an Salman Taseer, dem Gouverneur von Punjab, der offene Kritik an der Gesetzgebung geübt hatte.

Bischof Shaw rief dringend dazu auf, Ruhe zu bewahren, und erklärte gegenüber „Kirche in Not“,  die Extremisten versuchten mit der Forderung nach einem Bibelverbot die Christen zu provozieren.

Er führte aus: „Probleme wie diese gibt es immer wieder. Wenn wir die richtige Antwort geben, wird die Angelegenheit wieder abflauen wie jede andere Debatte, die plötzlich entflammt.“

Der anglikanische Bischof der „Church of Pakistan“ von  Lahore, Dr. Alexander John Malik, betonte, eine Zustimmung zu der Forderung der Extremisten, die Bibel zu verbieten, würde eine Verletzung der durch die Verfassung garantierten Religionsfreiheit darstellen; durch die Kampagne der Militanten werde Zwietracht zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen gesät.

Andrew Nisari, Pfarrer der Herz-Jesu-Kathedrale in Lahore, äußerte gegenüber „Kirche in Not“: „Die Forderung, die Bibel zu verbrennen, ist sehr verletzend für uns. Die Menschen waren sehr empört darüber, und ich bat sie von der Kanzel aus, nicht wütend und emotional zu sein.“

Er berichtete, wie ein muslimischer Extremist eine Bibel vor der Kathedrale verbrannt hatte. Während des Vorfalls im März hätten die Wächter der Kathedrale den Mann auf seinem Weg zur Kathedrale angehalten, in der er die Bibel  verbrennen wollte. Deshalb habe er die Verbrennung der Bibel am Eingang zur Kathedrale vorgenommen.

Die Polizei habe daraufhin Anklage gegen den Mann erhoben und der Fall werde untersucht.

Pfarrer Nisari betonte: „Das Leben ist für uns nicht einfach. Der einzige Weg, damit zu beginnen, wirklich zu verstehen, was es für uns bedeutet, in Pakistan zu sein, ist: zu erleben, was wir hier erleben.“

[Übersetzung aus dem Englischen von Iria Staat]

Bischof Sebastian Shaw von Lahore erklärte, die Gläubigen seien „sehr bestürzt“ gewesen, nachdem die islamistische Partei Jamiat-Ulema-e-Islami an den Obersten Gerichtshof Pakistans eine formlose Petition eingereicht hätte, um bestimmte Bibelstellen als „blasphemisch“ erklären zu lassen.