16.06.2011
Indien: Christen unter falscher Anklage verhaftet
(Neu Delhi) Die Polizei von Hennur hat drei Christen mit dem Vorwurf verhaftet, in Karnataka „Zwangskonversionen“ versucht zu haben. Die Christen weisen den Vorwurf als „reine Erfindung“ zurück. Die Anzeige wurde von 20 Hindu-Aktivisten eingebracht. Laut Polizeiangaben hätten die drei Christen 70 Leprakranke von Dharmapuri im Bundesstaat Tamil Nadu nach Bengalore gebracht. Vizekommissar Narasimhaiah gab zu Protokoll: „Die drei Christen boten den Kranken Nahrung, Kleidung und eine Unterkunft an, bevor sie ihnen einige Gebete und andere christliche Riten lehrten.“
Sajan George, der Vorsitzende des Global Council of Indian Christians (GCIC), erklärte, daß der Vorfall „ein weiterer Makel in der Geschichte des säkularen Indiens“ sei. Der GCIC machte eine Eingabe bei der Indischen Menschenrechtskommission und beim Justizministerium, mit der sie die Freilassung der drei Christen fordert.
“Der Staat muß die Sicherheit der christlichen Minderheit garantieren, die schutzlos andauernden Einschüchterungen und Gewaltakten ausgesetzt ist, die im Namen der Religion von extremen Hindugruppen ausgehen“, erklärte Sajan George. Die christliche Gemeinschaft von Karnataka wird seit Mai 2008 immer häufiger das Ziel von Angriffen nationalistischer Hindugruppen. Damals übernahm die nationalistische Hindupartei Bharatiya Janatha die Regierung des Bundesstaates. Christen werden systematisch in Haft genommen, verhört und von Hindunationalisten fälschlicherweise verschiedenster Verbrechen angeklagt. „Die Ankläger bleiben ungestraft, nur die Christen müssen Erniedrigungen und Verhaftungen erdulden“, so Sayan.
Vor einem Jahr hatte der Katholik Henry Baptist Reuben bei sich zu Hause einen Tag für die Leprakranken organisiert, an die er Kleidung, Essen und andere notwendige Dinge verteilte. Am frühen Nachmittag wurde sein Haus von einem örtlichen Hinduführer und 20 weiteren Hindus gestürmt. Sie beschuldigten Reuben und dessen Familie, Zwangskonversionen zu betreiben. Gleichzeitig benachrichtigten sie die Polizeistation von Hennur. Die Polizei verhaftete den Katholiken und zwei Leprakranke wegen „Verletzung religiöser Gefühle“ (Art. 295a des indischen Strafgesetzbuches).
Sajan George kritisiert die Haltung von Polizei und Sicherheitskräften: „Die Polizei überhörte bewußt sogar die Schreie der anwesenden Kranken, die lautstark zu erklären versuchten, daß die Aktion jährlich stattfinde, bei der der Katholik und dessen Familie Hilfsgüter an die Kranken verteilte und daß es nicht den geringsten Versuch gab, sie zur Konversion zum Christentum zu zwingen.
Asianews/Giuseppe Nardi
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