21.10.2011
Ukraine: Baptisten in Sorge
EBF-Vertreter sprachen mit Oppositionspolitikern: Der Druck nimmt zu
Kiew (idea) – Die frühere ukrainische Regierungschefin Julija Timoschenko lebt unter menschenunwürdigen Bedingungen hinter Gittern. Sie teilt sich eine 13 Quadratmeter große Zelle mit drei anderen Frauen und ist völlig von der Außenwelt abgeschnitten. Das erfuhren Vertreter der Europäischen Baptistischen Föderation (EBF) bei Gesprächen mit Oppositionspolitikern am 19. Oktober in Kiew. Timoschenko war in einem umstrittenen Prozess schuldig gesprochen worden, als ehemalige Premierministerin 2009 einen für die Ukraine ungünstigen Gasvertrag mit Russland vereinbart zu haben, der das Land um rund 137 Millionen Euro geschädigt haben soll. Dafür war sie wegen Amtsmissbrauchs zu sieben Jahren Haft verurteilt worden. International wird der Prozess als politisch motiviert eingeschätzt. Timoschenko ist nun vorbestraft und darf bei den nächsten Wahlen nicht kandidieren. Am Rande einer Tagung der (baptistischen) Euro-Asiatischen Föderation in Kiew trafen sich EBF-Präsident Hans Guderian (Berlin) und EBF-Generalsekretär Tony Peck (Bristol/Prag) mit dem Vorsitzenden von Timoschenkos pro-westlicher Partei „Vaterland“ und ehemaligem stellvertretenden Ministerpräsidenten, Oleksandr Turchynov, sowie dem Parlamentsabgeordneten Pavlo Unguryan. Beide Politiker sind ebenfalls Baptisten. Sie berichteten, dass die Spannungen im Land in den letzten Monaten deutlich gewachsen seien. Die Regierung setze Oppositionspolitiker immer stärker unter Druck. Einige seien bereits verhaftet worden, andere versuchten, das Land zu verlassen.
Baptisten wollen beten
Beide berichteten auch, dass es ihnen verboten sei, sich mit Timoschenko im Gefängnis zu treffen. Die Lebensbedingungen dort seien „unbeschreiblich“. Die EBF-Vertreter versprachen, für Verbesserungen im Land zu beten. Man sei in Sorge, dass sich die Lage der Menschenrechte und der Religionsfreiheit in der Ukraine weiter verschlechtert. Peck und Guderian haben den Eindruck, dass die Regierung immer stärkere autoritäre Züge annehme, heißt es in einer Erklärung der EBF. Sie rufen die Baptisten in aller Welt dazu auf, gemeinsam mit den 130.000 Baptisten in der Ukraine für Versöhnung und den Aufbau einer friedlichen, demokratischen Gesellschaft zu beten.