22.10.2011
USA: Amisch-Gemeinschaft in Aufruhr
Gewaltsamer Bartraub
Sie sind strikte Pazifisten, leben zurückgezogen und meiden den Staat und alles Moderne, vom Auto bis zum Fernsehapparat. Nun haben mehrere Attacken in der Amisch-Gemeinschaft in den USA für Unruhe gesorgt: Gläubige schnitten Mitbrüdern und -schwestern in den vergangenen Wochen gewaltsam Bärte und Haare ab.
Laut Medienberichten wurden fünf Tatverdächtige festgenommen. Sie gehören angeblich einer autoritären amischen Splittergruppe in Bergholz im Bundesstaat Ohio an. Bei einem Fall Anfang Oktober haben mehrere Täter den 45-jährigen amischen Bischof Myron Miller nachts aus seinem Haus in Mechanicstown (Ohio) gezerrt und ihm ein Stück seines Vollbarts abgeschnitten.
Alle verheirateten Männer tragen Vollbart mit rasierter Oberlippe, die Frauen hochgestecktes langes Haar. Dass mehrere Opfer der Bart- und Haareschneider mit der Polizei kooperieren, ist ungewöhnlich innerhalb der Glaubensgemeinschaft. Denn die Amischen gehen höchst ungern zur Polizei, „da dies ihrer religiösen Überzeugung der Gewaltlosigkeit“ widerspreche, sagte der Religionswissenschaftler Donald Kraybill im Fernsehsender ABC.
Die Zahl der Amischen in den USA habe sich zwischen 1991 und 2010 verdoppelt, berichtete das „Zentrum zum Studium des Anabaptismus und des Pietismus“, obwohl die Amischen kaum missionierten. Amische hätten durchschnittlich fünf oder mehr Kinder. 85 Prozent der Kinder träten als Erwachsene der Kirche bei.
Quelle: domradio/epd