07.09.2011
Arabische Welt: Was wird aus den Christen?
Christlicher Hilfsbund im Orient
Christlicher Hilfsbund sieht Zeichen der Hoffnung im Irak
Bad Homburg (idea) – Werden die Umbrüche in einigen arabischen Ländern positive Folgen für die christlichen Minderheiten haben? Um diese Frage ging es beim Jahresfest des Christlichen Hilfsbundes im Orient am 4. September in Bad Homburg bei Frankfurt am Main. Der für das Werk im Libanon tätige Pädagoge Gottfried Spangenberg (Anjar) nannte es legitim, dass die Bürger in den betreffenden Ländern gegen die jahrzehntelange Unterdrückung aufbegehrten. Er hoffe, dass es „wenigstens in einem der Länder gelingt, einen modernen Staat mit mehr Freiheitsrechten und demokratischen Strukturen zu schaffen“. Ein solches Land könne dann für andere Staaten der Region als Modell dienen. Spangenbergs Ehefrau Anneliese berichtete vom Auseinanderdriften der der Gesellschaft im Libanon. Seit dem Ende des Bürgerkrieges gebe es einen prunkvollen Wiederaufbau, der Beirut als luxuriöse und moderne, westlich geprägte Stadt erscheinen lasse. Doch hinter den Fassaden existiere „ungeheure Armut“ mit viel sozialem Sprengstoff. Christliche Werke wie der Hilfsbund versuchten, vor allem sozial benachteiligte Kinder aufzufangen, in dem sie ihnen eine gute Schulausbildung vermittelten.
Nordirak: Christen bauen zerstörte Dörfer wieder auf
Von Zeichen der Hoffnung für Christen im Irak berichtete der Leiter des Hilfsbundes, Andreas Baumann. Christliche Flüchtlinge, die vor der Gewalt in dem Land in die kurdischen Autonomiegebiete im Norden des Landes geflohen seien, bauten dort zerstörte Dörfer, Schulen und Kirchen wieder auf. Eine einheimische Organisation, die der Hilfsbund unterstützt, schaffe neue Arbeitsplätze vor allem in landwirtschaftlichen Projekten. In anderen Regionen im Irak sei die Lage für die christliche Minderheit jedoch angespannt. So sei es in der Erdölstadt Kirkuk im Norden Iraks Anfang August zu einer Welle von Anschlägen auf Kirchen gekommen. Eine Bombe in einem Auto vor einer evangelischen Kirche, die mit dem Hilfsbund in Kontakt stehe, habe rechtzeitig entschärft werden können. Aufgrund der Verfolgung durch radikale Muslime sind viele Christen ins Ausland geflüchtet. 1990 lebten im Irak mit heute rund 29 Millionen Einwohnern 1,4 Millionen Christen, jetzt sind es etwa 200.000.
Mit Hilfe für Armenier fing es an
Der Christliche Hilfsbund im Orient wurde 1896 gegründet, um vor allem verfolgten Armeniern beizustehen. Er arbeitet heute im Libanon mit der Union der Armenisch-Evangelischen Kirchen im Nahen Osten zusammen. Daneben unterstützt er seit 1994 in der armenischen Hauptstadt Eriwan ein christliches Kinderheim. Seit 2007 setzt sich das Werk auch für christliche Iraker ein, die vor Verfolgung geflohen sind. Vorsitzender ist der Inspektor des Chrischona-Gemeinschaftswerks Deutschland, Pfarrer Rainer Geiss (Friedrichsdorf bei Frankfurt am Main). Der Hilfsbund gehört zum Diakonischen Werk der hessen-nassauischen Kirche und ist assoziiertes Mitglied im Evangelischen Missionswerk (EMW) und der Arbeitsgemeinschaft Evangelikaler Missionen (AEM).