22.09.2011
Iran: Protest gegen Todesstrafe für Ex-Muslime
Demonstranten fordern Freilassung eines iranischen Pastors
Iran: Protest gegen Todesstrafe für Ex-Muslime
Demonstranten fordern Freilassung eines iranischen Pastors
Hamburg (idea) – Gegen die Verhängung der Todesstrafe für ehemalige Muslime, die Christen geworden sind und bleiben wollen, haben 410 Teilnehmer einer Demonstration in Hamburg protestiert. Sie zogen am 16. September vor das iranische Konsulat und forderten die Freilassung des iranischen Pastors Youcef Nadarkhani. Dem 35-jährigen Leiter einer 400 Mitglieder zählenden Untergrundgemeinde droht wegen seines Übertritts zum christlichen Glauben der Tod durch den Strang. Der Generalkonsul weigerte sich, eine Petition der Demonstranten mit 340 Unterschriften entgegenzunehmen; das Schreiben wurde deshalb in den Briefkasten geworfen. Die Aktion wurde von der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) mit Unterstützung der Evangelischen Allianz Hamburg durchgeführt. Nadarkhani war als 19-Jähriger zum Christentum übergetreten. 2010 wurde er unter anderem wegen „Abfalls vom Islam“ zum Tode verurteilt; Ende Juni bestätigte der Oberste Gerichtshof der Islamischen Republik das Urteil in letzter Instanz. Es kann jederzeit vollstreckt werden.
Ex-Muslimen droht Gefängnis und Folter
Die IGFM befürchtet, dass dann bis zu 500.000 weitere Christen im Iran von Hinrichtung bedroht sind. Wie die im Exil in Frankfurt am Main lebende iranische Pastorin Mahim Mousapour sagte, würden schon jetzt Christen in großer Zahl willkürlich verhaftet und gefoltert ohne Benachrichtigung der Angehörigen oder eines Rechtsanwalts, ohne Anklage und Gerichtsverfahren. Viele Iraner suchten Frieden und Vergebung, was der Islam nicht biete, und wendeten sich dem Glauben an Jesus Christus zu, erklärte Mousapour. Obwohl der staatliche Druck auf ehemalige Muslime zunehme, breite sich der christliche Glaube weiter aus. Den neuen Christen drohten Gefängnis und Folter; trotzdem wollten sie „Gott als Vater in Jesus kennenlernen“.
CDU-Politiker: Glaubensfreiheit ist Menschenrecht
Pastor Nadarkhani sei bewusst, dass er der Hinrichtung nur entgehen könne, wenn er sich von seinem Glauben lossage, erklärte der Hamburger Bundestagsabgeordnete Jürgen Klimke (CDU) bei der Demonstration. Dies verstoße gegen das Menschenrecht auf Glaubensfreiheit. Niemand dürfe gezwungen werden, eine Religion auszuüben, der er nicht folgen wolle. Auch verletze die Todesstrafe das „höchste und unantastbare Grundrecht der Menschenwürde“, wie es im deutschen Grundgesetz festgeschrieben sei. Im Iran seien in diesem Jahr bereits 80 Todesurteile vollstreckt worden, so Klimke. Von den 74,2 Millionen Einwohnern des Landes sind 99 Prozent Muslime. Die Zahl der Konvertiten zum christlichen Glauben wird auf 250.000 geschätzt. Ferner gibt es bis zu 150.000 meist orthodoxe armenische und assyrische Christen.