16.02.2012

Ägypten: Parlamentsausschuss untersucht Übergriffe auf Christen

IGFM: Parlamentspräsident folgt dem Antrag eines Kopten zögerlich

Ägypten: Parlamentsausschuss untersucht Übergriffe auf Christen

IGFM: Parlamentspräsident folgt dem Antrag eines Kopten zögerlich

Kairo (idea) – Der Menschenrechtsausschuss des ägyptischen Parlaments lässt die Vertreibung von acht christlichen Familien aus dem Dorf Kobry-el-Sharbat nahe Alexandria untersuchen. Das Ergebnis werde als Vorzeichen dafür gesehen, wie das islamisch dominierte Parlament künftig mit Streitigkeiten zwischen den Religionsgemeinschaften umgeht, erklärte am 16. Februar die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) mit Sitz in Frankfurt am Main. Ende Januar sei in Sharbat ein Streit aufgrund von Gerüchten über eine angebliche sexuelle Beziehung zwischen einem Christen und einer Muslimin eskaliert. Muslime hätten Häuser und Geschäfte von orthodoxen Kopten angegriffen. Ein Ältestenrat habe beschlossen, die koptischen Familien auszuweisen und ihren Besitz zu verkaufen. Bei den ersten demokratischen Wahlen hatten die als gemäßigt geltenden Muslim-Bruderschaften 45,7 Prozent der Stimmen erhalten, die radikal-islamischen Parteien 24,6 Prozent. Liberale Parteien schnitten schlechter ab: Die Wafd-Partei erhielt 8,4 Prozent, die Ägyptische Allianz 6,6 Prozent. Insgesamt sind 15 Parteien im Parlament vertreten. Zehn Abgeordnete gehören der christlichen Minderheit an. Einer von ihren, der Kopte Emad Gad, stellte laut IGFM am 7. Februar einen dringenden Antrag an Parlamentspräsident Saad al-Katatny, den Vorfall zu untersuchen. Dieser gehört der Partei der Muslim-Brüder an. Er habe Gads Begehren zunächst ignoriert, doch dann sei ein Untersuchungsausschuss eingesetzt worden. Von den 83 Millionen Einwohnern Ägyptens sind etwa zehn Prozent Christen, meist orthodoxe Kopten.