28.02.2012

Israel: Was die Juden in Israel glauben

Neue Studie: Acht von zehn Juden glauben an Gott

Israel: Was die Juden in Israel glauben

Neue Studie: Acht von zehn Juden glauben an Gott

Jerusalem (idea) - Israel wird zunehmend religiös. Acht von zehn Juden im Land glauben an Gott – so viele wie noch nie. Das fand das Guttman-Zentrum des Israelischen Demokratie-Instituts (Jerusalem) in einer neuen Erhebung heraus. Es ist die dritte Studie dieser Art nach 1991 und 1999. „Es gibt einen Trend hin zu mehr Religiosität“, erläuterte die Wissenschaftlerin Ayala Keisser-Sugarmen. Vor 13 Jahren glaubten beispielsweise nur 76 Prozent der Juden in Israel an Gott. Der Prozentsatz derjenigen, die sich als säkular bezeichnen, sank von 46 im Jahr 1999 auf 43. Auch der Anteil der Antireligiösen ging zurück – von 6 auf 3 Prozent, während die orthodoxen oder ultra-orthodoxen Juden von 16 (1999) auf 22 Prozent zulegten. Fast unverändert blieb die Quote der „traditionellen“ Juden: 1999 waren es 33 Prozent, heute sind es 32. Der Grad der Religiosität hängt stark mit der Herkunft zusammen. Die meist aus Westeuropa stammenden aschkenasischen Juden sind zu 67 Prozent säkular; die aus der Sowjetunion und den arabischen Ländern stammenden Juden bezeichnen sich dagegen zu 73 Prozent als traditionell, orthodox oder ultra-orthodox.

80 Prozent: Gute Taten werden belohnt

Die weiteren Ergebnisse: 80 Prozent sind überzeugt, dass man für gute Taten belohnt wird.  77 Prozent meinen, dass eine höhere Gewalt die Welt lenkt. 75 Prozent glauben, dass man für Vergehen bestraft wird. 72 Prozent sind von der Kraft des Gebets überzeugt. Dass die Juden das von Gott auserwählte Volk sind, meinen 67 Prozent. An ein Leben nach dem Tod glauben 56 Prozent und an das Kommen des Messias 51 Prozent. Jeder dritte Jude (34 Prozent) ist überzeugt, dass ein Jude, der die Gebote nicht hält, damit das gesamte Volk Israel gefährdet.

Eine Mehrheit will die Demokratie

Was sollte maßgeblich das Zusammenleben prägen? 44 Prozent meinen, dass die Demokratie Maßstab sein sollte, 20 Prozent wollen dagegen eine durch die jüdischen orthodoxen Gesetze (Halacha) geprägte Gesellschaft. 36 Prozent haben dazu keine Meinung und können sich beides vorstellen. Wenig konkrete Auswirkungen hat der Glaube offenbar auf den Lebensstil vieler Juden, vor allem am Ruhetag Schabbat. 68 Prozent wollen geöffnete Kinos, 65 Prozent schalten den Fernseher oder das Radio ein, 52 Prozent beschäftigen sich mit dem Internet, 37 Prozent treiben Sport, 29 Prozent suchen Vergnügen oder gehen essen, 16 Prozent nutzen den Tag zum Einkaufen und 11 Prozent zum Arbeiten. Allerdings ist für 84 Prozent am Schabbat das Zusammensein in der Familie wichtig. Der Glaube bestimmt vielfach die Ernährung: 76 Prozent essen zu Hause koscher, 70 Prozent auch außerhalb. 72 Prozent essen nie Schweinefleisch.

Soziologe: Jude zu sein ist eine Frage der nationalen Identität

Der Soziologe Prof. Menachem Friedman von der Bar Ilan Universität (Ramat Gan bei Tel Aviv) erklärte, dass zwar weltweit immer mehr Menschen an Gott glauben. Doch für Israel bedeute dies „sicher nicht“, dass die meisten dieser Menschen orthodoxe Juden seien. Jüdisch zu sein, sei nicht nur eine Religion, sondern auch ein Nationalgefühl. Von den gut 7,7 Millionen Einwohnern Israels sind 5,9 Millionen Juden, 1,4 Millionen Muslime und 154.000 Christen. Der Rest ist religionslos oder gehört anderen Glaubensrichtungen an. Die Zahl der „messianischen“ Juden, die an Jesus Christus glauben, wird auf 10.000 bis 15.000 geschätzt.