03.01.2012
USA: Bei Scientology rumort es
Prominentes US-Mitglied ruft zum Widerstand gegen Vorsitzenden auf
Clearwater (idea) – In der Scientology-Bewegung in den USA rumort es. Das Leitungsmitglied Debbie Cook (Clearwater/Florida) übt in einer an 12.000 Scientologen versandten E-Mail heftige Kritik am Vorsitzenden David Miscavige (Los Angeles/Kalifornien). Wie US-amerikanische und britische Medien berichten, wirft sie Miscavige vor, ein auf ihn allein zugeschnittenes Machtsystem installiert zu haben. Damit verstoße er gegen die Prinzipien des Gründers, L. Ron Hubbard (1911-1986). Miscavige habe aus Scientology eine Bewegung gemacht, der es nur noch um das Spendensammeln gehe. Er soll rund eine Milliarde US-Dollar (773 Millionen Euro) eingeworben haben. Anders als in Deutschland ist Scientology in den USA als Religionsgemeinschaft anerkannt. Cook schildert Miscavige als „Tyrannen“, der sich systematisch abschotte. Er investiere Millionenbeträge in sinnlose Gebäude, die dann leer stünden. Kritiker diszipliniere er zunächst „lang und hart“, bevor er sie rauswerfe. Cook ruft die Scientologen auf, eine Widerstandsbewegung gegen Miscavige ins Leben zu rufen. Sie war nach eigenen Angaben 29 Jahre lang im geistlichen Zentrum „Sea Org“ der Scientology-Bewegung in Clearwater tätig, davon 17 Jahre als Leiterin. Die 50-Jährige bezeichnet sich nach wie vor als überzeugte Scientologin und Anhängerin Hubbards. Doch könne sie den gegenwärtigen Kurs nicht länger hinnehmen.
Scientology weist Anschuldigungen zurück
Gegenüber der Londoner Zeitung „The Times“ wies die Scientology-Bewegung alle Vorwürfe zurück. „Die Ansichten von Frau Cook spiegeln einen kleinen, dummen und unerleuchteten Blick auf die Welt heute wider. Sie wird von Tausenden Scientologen nicht geteilt.“ Auch in der Vergangenheit waren Vorwürfe von Aussteigern als unbegründet abgetan worden.
Vom deutschen Verfassungsschutz überwacht
Scientology bezeichnet sich als Kirche und gibt vor, den einzigen Weg für das Überleben der Menschheit zu wissen. Weltanschauungsexperten werfen der Organisation vor, ein verkapptes Wirtschaftsunternehmen zu sein, das Mitglieder durch sein Kursprogramm Dianetik in psychische Abhängigkeit bringe und ausbeute. In Deutschland wird die Organisation seit 1997 wegen des Verdachts auf „Bestrebungen gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung“ vom Bundesamt und einigen Landesämtern für Verfassungsschutz überwacht. Der Verfassungsschutz schätzt die Zahl der Anhänger in Deutschland auf rund 6.000, die Organisation spricht von 30.000. Sie hat in Berlin eine Hauptstadtrepräsentanz und kämpft seit Jahren vergeblich um Anerkennung als religiöse Gemeinschaft. Die Gesamtzahl der Scientologen weltweit ist nicht genau festzustellen, weil man nicht weiß, wer festes Mitglied und wer lediglich Anhänger der Scientology-Philosophie ist. Die Organisation spricht von 15 Millionen Anhängern. Schätzungen gehen von etwas mehr als 100.000 aus. Zahlreiche Prominente sind Mitglieder bei Scientology, wie etwa die Schauspieler Tom Cruise und John Travolta oder die Sängerin Lisa Maria Presley.