24.01.2012

Nigeria: Mit Bomben und Terror werden Christen vertrieben

Terrorgruppe "Boko Haram" setzt Anschlagsserie fort - Open Doors stellt einige Dienste ein

Nigeria: Mit Bomben und Terror werden Christen vertrieben

Terrorgruppe "Boko Haram" setzt Anschlagsserie fort - Open Doors stellt einige Dienste ein

(Open Doors) - Panik, Angst und Trauer, so beschreiben einheimische Mitarbeiter des Hilfswerkes Open Doors in Nigeria die Atmosphäre nach den zahlreichen Anschlägen der radikal-islamischen Terrorgruppe "Boko Haram". Ihr Kampf gegen die Regierung, Sicherheitskräfte und insbesondere Christen hinterlässt eine Blutspur, die sich durch den Norden des Landes zieht. Viele Familien trauern um Angehörige; Verletzte liegen in Krankenhäusern, Häuser und Gebäude liegen in Trümmern. Mehrere christliche Gemeinden haben ihre Versammlungsstätten verloren. Unter Christen ist die Stimmung äußerst angespannt: "Wir gehen davon aus, dass der Massenexodus Richtung Süden nun begonnen hat", erklärte ein Team-Mitglied von Open Doors.

Einige Dienste vorerst eingestellt

Seit Jahren unterstützt Open Doors Christen und Kirchen im islamisch geprägten Norden des westafrikanischen Landes. Aufgrund der Gefahrenlage wurden nun einige Dienste wie Schulungen und Nothilfe-Projekte in betroffenen Städten ausgesetzt. So mussten Ende des vorigen Jahres theologische Seminare gestoppt werden. Unter anderem in Maiduguri. Dort hatten "Boko Haram"-Kämpfer innerhalb von drei Tagen zehn Bomben an verschiedenen Plätzen der Stadt gezündet. Zwei Seminarteilnehmer wurden niedergeschossen, als sie in ihr Haus zurückkehrt waren. Einer von ihnen war Pastor einer örtlichen "Church of Christ in Nigeria" (COCIN). "Doch trotz der Gefahr haben uns die Teilnehmer gebeten, die Schulungen fortzusetzen. Sie wollen ihre theologische Ausbildung abschließen", so ein Mitarbeiter. Derzeit untersucht ein einheimisches Team von Open Doors, welche der von den Anschlägen an Weihnachten 2011 Betroffenen noch unversorgt sind und dringend Hilfe benötigen. Nach dem Anschlag auf eine Kirche in Abuja hatten einige bereits Hilfe von der Regierung erhalten. Um den Christen in Nigeria in dieser schweren Zeit auch geistlich beistehen, bittet Open Doors um Gebet. Konkrete Anliegen sind hier zu finden.

Christenfreier Norden

Das vergangene Jahr war ein Jahr des Terrors für die nigerianischen Christen. Auf dem aktuellen Weltverfolgungsindex (WVI) rückte das Land von Platz 23 auf den 13. Rang vor. Mindestens 300 Christen wurden im Berichtszeitraum zum WVI aufgrund ihres christlichen Bekenntnisses getötet. Die Dunkelziffer könnte zwischen 1.000 und 1.500 liegen. Die Islamistengruppe "Boko Haram" will ganz Nigeria zu einem streng islamischen Gottesstaat machen. Anfang dieses Jahres hatte die Terrorgruppe, deren Name "moderne Erziehung ist Sünde" bedeutet, im Norden lebende Christen ultimativ aufgefordert, die Region zu verlassen. Muslime aus dem Süden sollten in den Norden zurückkehren. "Boko Haram" lehnt jeden "westlichen" Lebensstil und das Christentum strikt ab. Die Frage ist nicht ob, sondern wann und wo die Terroristen wieder zuschlagen werden. Denn dass die schon als "Taliban Nigerias" bezeichnete Gruppe ihren Kampf gegen alles in ihren Augen "Unislamische" fortsetzen wird, gilt als sicher. Bereits nach Ablauf des Ultimatums Anfang Januar kam es zur Tötung von mehr als 50 Christen in Gombe, Adamawa, Maiduguri (Borno) und Tafawa Balewa (Bauchi). In den nördlichen Staaten Kaduna, Niger, Kano und Zamfara wurde der Ausnahmezustand verhängt.

Anschlagsserie fortgesetzt

An diesem Wochenende hatte die radikale Gruppe erneut zugeschlagen und ein Bild hinterlassen, das von Zerstörungswut und Hass gegen die eigenen Landsleute zeugt. In einem Bekennerschreiben bezeichnete der Führer der "Boko Haram" die Anschläge als Vergeltungsmaßnahmen nach den jüngsten Verhaftungen einiger ihrer Mitglieder. Ihr Kampf richte sich gegen die Regierung, die Sicherheitskräfte und die Christen, weil "sie uns abgeschlachtet haben". Nach mehreren koordinierten Bombenanschlägen in Kano und Bauchi könnte die Opferzahl auf mehr als 200 Tote ansteigen; viele andere wurden verletzt. Noch immer werden Menschen aus den zerstörten Gebäuden geborgen. Während die Anschläge an Weihnachten vor allem Christen und Kirchen galten, sprengten Autobomben und Selbstmordattentäter in Kano, der Hauptstadt des gleichnamigen Bundesstaates, Polizeistationen und öffentliche Einrichtungen in die Luft. Einige der Angreifer sollen Polizeiuniformen getragen haben. Die Gruppe ist gut organisiert und soll über ausreichend finanzielle Mittel verfügen, ihren Kampf fortzuführen. Anhänger sollen offenbar bereits kommunale Verwaltungen und Sicherheitskräfte unterwandert und auch Verbindungen zur Al Kaida im nordafrikanischen Maghreb haben.