01.06.2012
Kasachstan: Methodistenkirche schließt “freiwillig”
Ein Horrortrip, der dadurch als vollkommene Perversion eines sinnvollen, gesellschaftlichen Zusammenlebens gekennzeichnet wird, dass sich die Kontrollierten auch noch willig und freiwillig dieser absoluten Macht unterwerfen sollten und der Geheimdienstapparat der “Gedankenpolizei” sie dazu brachte. Wenn ich höre, was sich da im fernen Kasachstan so abspielt, erinnert mich das an die “freiwillige” Unterwerfung unter den Willen des “Großen Bruders”, die durch staatliche Zwangsmaßnahmen erzwungen wird.
Als ob jemand in der kasachischen Staatsbürokratie Orwells Buch als Blaupause genutzt hätte, wird jetzt laut, dass in Taldikorgan, Almaty-Region, die “Jesus Methodisten Gemeinde” ihre Selbstauflösung bekanntgegeben hat. Natürlich “freiwillig”, oder vielmehr, wie es Pastor Walerij Kim gegenüber “Forum 18″ verlauten ließ:
Wir wollen einfach keine Bestrafung mehr durch die staatlichen Behörden.
Wie gesagt: alles “freiwillig”. Im Vorfeld hatte es eine massive Geldstrafe gegen die Frau des Pastors, Larissa Kim, gegeben, die die privaten Wohnräume des Pastorenpaars, die auch als offizielle Adresse der Gemeinde dienten, auch für Treffen und Gebets-Versammlungen genutzt haben soll. Da dies aber wohl nicht staatlich genehmigt gewesen sein soll, wurde ihr eine massive Geldstrafe auferlegt, die sowohl die Kirche als auch das Pastorenpaar in solche Geldnöte bringt, dass sie als letzte Aktion ihrer Gemeinde eine Anzeige schalteten, in der sie bekanntgaben, dass die “Methodistengemeinde Jesus” in Taldikorgan sich auflösen werden.
Wie in allen Ländern Zentralasiens ist es auch in Kasachstan vorgeschrieben, dass sich alle Kirchengemeinden staatliche registrieren lassen. Bestimmte, in den Gesetzen geregelte, Bedingungen wie etwa eine Mindestmitgliederzahl etc. müssen gegeben sein, damit ein solcher Antrag eingereicht werden kann. In der Regel dienen diese Gesetze aber eher dazu, unliebsame Religionsgemeinschaften zu kontrollieren, bzw. ihre Aktivitäten ganz und gar zu unterbinden. Denn oft werden Registrierungsverfahren verschleppt, behindert oder gar nicht erst zu Ende geführt. In dieser Zeit sind alle Gemeinden “schwebend illegal” und den lokalen “Gesetzeshütern” steht es dann, nach politischen Vorgaben natürlich, frei, diese Kirchen zu drangsalieren und zu schockieren.
Die gesamte Willkür der Behörden Kasachstans wird aber deutlich, wenn ich Ihnen, liebe Leser, mitteile, dass in diesem Land das Treffen von Christen und das Abhalten von Gottesdiensten nur an der “offiziellen Meldeadresse” der Kirche legal ist. Nun wurde es aber offensichtlich, dass es sich bei der Meldeadresse der “Jesus Methodistengemeinde” um Privaträume handelte. Deshalb wurde die Regelung einfach mal “außer Kraft” gesetzt und die Versammlungen trotzdem für illegal erklärt. Da die Kirchengemeinde sehr klein ist, zweifeln die Kims außerdem daran, die notwendigen 50 Unterschriften für ein neues Registrierungsverfahren aufbringen zu können und schließen die Kirche für immer.
übersetzt vom Berliner Gebetskreis, Quelle: forum 18 news