10.03.2012
Afghanistan: Said Musa nach der Haft
Was wurde aus einem von Hinrichtung bedrohten Christen?
Vor einem Jahr kam Said Musa nach Interventionen frei
Kelkheim (idea) – Neun Monate saß der Afghane Said Musa wegen seines Übertritts zum christlichen Glauben in einem Kabuler Gefängnis; ihm drohte die Todesstrafe. Nach intensiven diplomatischen Bemühungen wurde er im Februar 2011 freigelassen. Gleich darauf verließ er mit seiner Familie das Land; ihr Aufenthaltsort wird zu ihrem Schutz geheim gehalten. Ein Jahr nach seiner Entlassung berichtet das christliche Hilfswerk Open Doors (Kelkheim), wie es der Familie heute geht: Mit seiner Frau und den sechs Kindern lebe Said Musa in einer kleinen Wohnung und sei Mitglied einer Kirchengemeinde. Die fremde Kultur und Musas Arbeitslosigkeit setzten der Familie jedoch zu. Sein Gefängnisaufenthalt habe tiefe Spuren hinterlassen: Nach eigenen Angaben wurde er während seiner Haft gedemütigt, misshandelt und sexuell missbraucht. In Briefen hatte der 47-Jährige berichtet, dass ihn Gefängniswärter „sehr genötigt“ hätten, dem christlichen Glauben abzusagen. Dies habe Musa, der vor neun Jahren Christ wurde, abgelehnt: „Ich bin ein Diener Jesu Christi.“ Nachdem er im Mai 2010 in einer Ausstrahlung des afghanischen Fernsehsenders Noorin TV gesehen worden war, die eine Taufe von zum Christentum übergetretenen Muslimen zeigte, war er mit anderen Mitarbeitern des Internationalen Roten Kreuzes verhaftet worden. Zuvor hatte der beinamputierte Mann 15 Jahre lang für die Organisation in Kabul gearbeitet und Prothesen angepasst. Der Todesstrafe, die nach geltendem Recht in Afghanistan auf den Abfall vom Islam steht, konnte er dank der Unterstützung von Christen rund um den Globus entfliehen. Unter den 28,4 Millionen meist muslimischen Einwohnern Afghanistan leben nach Angaben von Open Doors etwa 10.000 Christen.