15.03.2012

Israel:„Nein zur Judenmission“ trifft auf Widerspruch

Bekennende Gemeinschaften kritisieren Äußerung des EKD-Ratsvorsitzenden

Israel:„Nein zur Judenmission“ trifft auf Widerspruch

Bekennende Gemeinschaften kritisieren Äußerung des EKD-Ratsvorsitzenden

Hamburg (idea) – Mit seinem Nein zur Judenmission trifft der EKD-Ratsvorsitzende, Präses Nikolaus Schneider (Düsseldorf), auf Gegenwind in der evangelischen Kirche. Ihm müsse „kräftig widersprochen werden“, wenn er sage „Christen sollten nicht versuchen, Juden zu missionieren“, erklärte der Vorsitzende der theologisch konservativen Konferenz Bekennender Gemeinschaften in den evangelischen Kirchen Deutschlands, Pastor Ulrich Rüß (Hamburg). In einer Stellungnahme gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur idea fragt er: „Gilt die befreiende Botschaft von der gnädigen Liebe Gottes, dass Gott den Sünder liebt, und durch seinen geliebten Sohn Jesus Christus rettet von Sünde, Tod und Teufel, den Juden etwa nicht?“ Der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs sei der Vater Jesu Christi. In ihm sei Jesus „auch und gerade den Juden Bruder geworden“. Dieser Aspekt passe sehr wohl zur „Woche der Brüderlichkeit“. Bei der zentralen Eröffnung am 11. März in Leipzig hatte Schneider seine Vorbehalte gegen Mission unter Juden bekräftigt. Ihm wurde die Buber-Rosenzweig-Medaille verliehen. Damit würdigte der Deutsche Koordinierungsrat der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit Schneiders nachhaltiges Wirken für den Dialog zwischen Christentum und Judentum. Dazu gehöre sein Eintreten gegen Rassismus und Antisemitismus ebenso wie seine „deutliche Absage an die Judenmission ohne Wenn und Aber“, hieß es in der Begründung.

Rüß: Missionsauftrag nicht relativieren

Rüß betont demgegenüber, der Auftrag Jesu an seine Apostel, Menschen zu Jüngern Jesu zu machen, grenze niemanden aus. Wer aber den Juden grundsätzlich das Evangelium vorenthalte, relativiere den Missionsauftrag Jesu und widerspreche dem Willen Gottes. Rüß: „Was sollen die konvertierten Juden, die messianischen Christen, von den Äußerungen des Ratsvorsitzenden halten?!“ Rüß räumt ein, dass die Deutschen aufgrund ihrer Geschichte ungeeignet seien, den Juden das Evangelium zu verkünden – „aber das gilt nicht für die Christen prinzipiell“. Christen sollten den Juden nicht mit Überheblichkeit, „aber mit Christus vor Augen treten“. Ihnen auf Augenhöhe zu begegnen, heiße nicht, Gott und Christus aus dem Blick zu verlieren – „im Gegenteil!“ Rüß steht auch der Kirchlichen Sammlung um Bibel und Bekenntnis in der Nordelbischen Kirche vor.