15.05.2012
Indonesien: Zahlreiche Kirchen auf Aceh geschlossen
"Beispieloses" Vorgehen gegen Christen – Weiter Gottesdienste in Privatwohnungen
Indonesien: Zahlreiche Kirchen auf Aceh geschlossen
"Beispieloses" Vorgehen gegen Christen – Weiter Gottesdienste in Privatwohnungen
(Open Doors) - Die Regierung der indonesischen Provinz Aceh geht mit Kirchenschließungen scharf gegen Christen vor. Offenbar soll damit die christliche Präsenz eingedämmt werden. Anfang Mai hat die Provinzregierung 17 Kirchen fünf verschiedener Denominationen geschlossen - sowohl protestantische als auch katholische. Von den 33 Provinzen des größten muslimisch geprägten Landes der Welt gilt ausschließlich in Aceh das islamische Recht (seit 1999). Eine Sondereinheit der Polizei stellt die Einhaltung der Scharia sicher. Das Hilfswerk Open Doors bittet, für die bedrängten Christen in dieser streng islamischen Region zu beten, um sie zu ermutigen und zu stärken. Die meisten sind ehemalige Muslime.
Die umfangreichen Kirchenschließungen am 3. Mai seien "beispiellos" in Indonesien, wurde Open Doors berichtet. "Obwohl diese Kirchen keine offizielle Genehmigung haben, existieren einige bereits seit 20 oder 30 Jahren", so ein Pastor aus Aceh. Folgende Kirchen sind betroffen: Gereja Misi Injili Indonesia (GMII), Gereja Kristen Pakpak Dairi (GKPPD), Kampong Napagaluh Catholic Church, Gereja Jemaat Kristus Indonesia (GJKI) und Huria Kristen Indonesia (HKI). In den kommenden Wochen sollen die Gottesdienste in den Häusern von Gemeindemitgliedern weitergeführt werden. Vertreter der katholischen Kampong Nagapaluh Kirche protestierten am 4. Mai mit einem Schreiben an die Beamten der katholischen Abteilung beim Amt für religiöse Angelegenheiten. Darin betonen sie, dass die katholische Kirche bereits seit dem Jahr 1974 in der Region präsent sei.
Nur eine Kirche erlaubt
Die letzte Baugenehmigung für eine Kirche auf Aceh stammt aus dem Jahr 2004. Ein gemeinsamer Ministerialbeschluss zu Anbetungsstätten wurde vom Ministerium für religiöse Angelegenheiten im März 2006 ratifiziert, um religiöse Aktivitäten und den Bau von Anbetungsorten für religiöse Minderheiten zu regulieren. Die Ursprungsfassung geht zurück auf das Jahr 1969, als die Zahl der Übergriffe gegen religiöse Minderheiten alarmierend angestiegen war. Mit dem Erlass sollten die Angriffe auf die Minderheitengruppen, darunter Christen, verringert werden. "Doch in Wirklichkeit wurde die Verordnung für lokale Regierungen zur Rechtsgrundlage, um Kirchen zu schließen oder sogar Gemeinden anzugreifen", so ein örtlicher Christ.
Neben dem Ministerialbeschluss von 2006 berufen sich die Lokalbehörden auch auf ein Abkommen vom Oktober 2011 zwischen muslimischen und christlichen Gemeinschaften der drei Unterbezirken Kecamatan Simpang Kanan, Kecamatan Gunung Meriah und Kecamatan Danau Paris. "Das Papier gesteht den Christen lediglich eine Kirche und vier Kapellen zu", erklärt Baron Ferryson Pandainga, Vorsitzender des katholischen Gemeindebeirates in Aceh einer örtlichen Zeitung. "Derzeit gibt es jedoch in den betreffenden Unterbezirken 22 Kirchen."
Indonesien mit seinen 242 Millionen Einwohnern ist weltweit das Land mit den meisten Muslimen. Die Mehrheit von ihnen lebt ihren Glauben tolerant. Nahezu zwei Prozent folgen aber einer strengen Ausübung des Islam nach arabischem Vorbild. Gleichzeitig leben in Indonesien mehr als 36 Millionen Christen - 14 Prozent der Bevölkerung. Auf dem Weltverfolgungsindex von Open Doors rangiert Indonesien auf Platz 43 in der Liste der Länder, in denen Christen am stärksten verfolgt und benachteiligt werden.