03.09.2012
Türkei: Prozess um Christenmorde abermals ausgeweitet
Nach fünf Jahren neue Anklageschrift, neue Richter und Staatsanwälte
Türkei: Prozess um Christenmorde abermals ausgeweitet
Nach fünf Jahren neue Anklageschrift, neue Richter und Staatsanwälte
Malatya (idea) – In der Türkei tritt der Prozess um die Ermordung von drei Christen im ostanatolischen Malatya vor mehr als fünf Jahren abermals in eine neue Phase. Vor der jüngsten Verhandlung am 3. September wurde eine erweiterte und präzisierte Anklageschrift mit Beweisstücken auf 40.000 Seiten eingereicht. Außerdem wurden zwei neue Staatsanwälte und zwei neue Richter ernannt. Während sich die erste Anklageschrift auf fünf Tatverdächtige beschränkte, soll sie jetzt Verbindungen zu einem Netzwerk von Hintermännern herstellen. Dadurch wird ein Zusammenhang mit anderen Morden an Christen geschaffen, etwa an dem katholischen Priester Andrea Santoro vom Februar 2006 und dem armenischen Journalisten Hrant Dink (Januar 2007). Ferner wird eine Brücke zum sogenannten Erkenekon-Prozess geschlagen, in dem es um eine Verschwörung eines rechtsgerichteten Geheimbundes gegen die Regierung geht. Der Generalsekretär der Evangelischen Allianz der Türkei, Umut Sahin (Izmir), beurteilt die Entwicklung zwiespältig. Einerseits seien vertiefte Ermittlungen zu begrüßen; andererseits werde die Aufarbeitung der Morde von Malatya erheblich erschwert. Am 18. April 2007 waren dort der Deutsche Tilmann Geske sowie die Türken Necati Aydin und Ugur Yüksel brutal getötet worden. Fünf junge Männer hatten sie gefesselt, gefoltert und ihnen die Kehlen durchgeschnitten. Im November 2007 begann der Prozess, der immer wieder durch ausgeweitete Ermittlungen verzögert wurde. Von den 75 Millionen Einwohnern der Türkei sind etwa 120.000 Christen.