10.07.2015

Israel: Orthodoxe Juden stören Konferenz messianischer Juden

Israels Verteidigungsminister erwägt ein Verbot der rechtsradikalen Gruppierung

Israel: Orthodoxe Juden stören Konferenz messianischer Juden

Israels Verteidigungsminister erwägt ein Verbot der rechtsradikalen Gruppierung

Jerusalem (idea) – Die jüdisch-orthodoxe Gruppe Lehava (hebräische Abkürzung: Für die Verhinderung der Assimilation im Heiligen Land) hat eine Konferenz messianischer Juden in Jerusalem massiv gestört. Dabei handelt es sich um die seit 2007 jährlich stattfindende Elav(„Zum Vater“)-Konferenz für Jugendliche und junge Erwachsene, die vom messianischen Gebetshaus Succat Halel in Jerusalem veranstaltet wird. Nach Polizeiangaben betraten die zehn Aktivisten in der Nacht zum 9. Juli das alte Bahnhofsgebäude in Jerusalem, wo die Tagung in diesem Jahr stattfindet, und begannen laut zu schreien. Die Polizei nahm zwei orthodoxe Juden wegen Beeinträchtigung des öffentlichen Friedens fest. Messianische Juden glauben an Jesus Christus als den im Alten Testament verheißenen Messias.


Lehava wirft den Veranstaltern Evangelisation unter Juden vor

In einer Stellungnahme bekannte sich die rechtsradikale Gruppe Lehava zu der Störaktion: Die Polizei habe, anstatt das Gesetz durchzusetzen, das Missionsaktivitäten verbiete, Lehava auf Distanz halten wollen. Entgegen der Behauptung der Gruppe sind Missionsaktivitäten laut israelischem Strafgesetzbuch jedoch bis auf zwei Einschränkungen erlaubt: Erstens dürfen Juden nicht mit materiellen Anreizen bestochen werden, ihre Religion zu wechseln. Zweitens ist Evangelisation unter Jugendlichen bis zum Alter von 18 Jahren grundsätzlich verboten. In einem Gespräch mit der Tageszeitung Jerusalem Post warf Lehava-Leiter Bentzi Gopstein (Kirjat Arba) Elav vor, dass an der Veranstaltung auch Minderjährige teilgenommen hätten. Es sei nicht sicher, ob sie dafür in jedem Fall das Einverständnis ihrer Eltern erhalten hätten. „Sie wenden sich an Juden, ihre Absichten sind missionarisch“, kritisierte Gopstein die Organisatoren von Elav. Lehava wurde 2009 gegründet und setzt sich gegen eine Vermischung von Juden mit anderen Religionen ein. Vor allem richtet sich ihr Protest gegen Ehen von Juden mit Andersgläubigen. Laut israelischen Medienberichten erwägt Verteidigungsminister Moshe Yaalon (Likud), die Organisation zu verbieten. Von den 8,3 Millionen Einwohnern Israels sind 74,7 Prozent Juden, 20,5 Prozent Muslime, 1,9 Prozent Christen und 0,2 Prozent messianische Juden.