08.06.2015
Libyen: IS entführt erneut Christen
Beobachter befürchten, dass die Eritreer wegen ihres Glaubens geköpft werden
Libyen: IS entführt erneut Christen
Beobachter befürchten, dass die Eritreer wegen ihres Glaubens geköpft werden
Tripolis (idea) – In Libyen hat die Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) 86 Christen aus Eritrea in ihre Gewalt gebracht. Sie waren aus ihrem diktatorisch regierten Heimatland geflohen und versuchten, über das Mittelmeer nach Europa zu kommen. Beobachter befürchten, dass ihnen ein ähnliches Schicksal droht wie 28 Christen aus Äthiopien und Eritrea, die Mitte April von IS enthauptet bzw. erschossen wurden. Die Terroristen filmten das Massaker und stellten das Video ins Internet. Darin drohten sie allen „Anbetern des Kreuzes“ mit dem Tode. Informationen über die aktuelle Entführung vom 3. Juni in der Nähe von Tripolis erhielt die eritreische Journalistin und Menschenrechtsaktivistin Meron Estafanos per Telefon von neun Flüchtlingen, die IS freigelassen hatte.
Terroristen trennen Muslime und Christen
Nach Darstellung der Entkommenen trennten die Terroristen die muslimischen Gefangenen von den Christen. Als Beweis für die Religionszugehörigkeit verlangten sie, dass die Geiseln Koranverse aufsagten. Neun Personen waren dazu in der Lage, weil sie im Sudan aufgewachsen sind. Sie wurden auf freien Fuß gesetzt. Wie Estafanos dem englischen Radiosender Premier Christian Radio (London) weiter mitteilte, irren die Entkommenen jetzt durch die Gegend; aus Angst vor IS helfe ihnen niemand. Die Terrororganisation hatte bereits im Februar 21 ägyptische Christen in Libyen ermordet. Die orthodoxen Kopten befanden sich als Gastarbeiter in dem nordafrikanischen Land, das sich seit der Ermordung des Diktators Muammar al-Gaddafi (1942-2011) im Chaos und im Bürgerkrieg versinkt. Zurzeit gibt es zwei konkurrierende Regierungen.
Steinmeier: Libyen steht erst am Anfang der Krise
Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) sagte auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag in Stuttgart, wahrscheinlich stehe Libyen erst am Anfang der internen Konflikte. Die IS-Terroristen, die mit brutalen Mitteln ein streng islamisches Kalifat einrichten wollen, dehnen ihren Machtbereich vom Irak und Syrien nach Libyen aus. Sie haben bereits die Städte Sirte und Harwa eingenommen. Der australischen Außenministerin Julie Bishop zufolge steht zu befürchten, dass IS künftig auch Giftgas einsetzt. Von Libyens sechs Millionen meist muslimischen Einwohnern sind nach Schätzungen zwischen 80.000 und 170.000 Christen. Meist handelt es sich um Ausländer, vor allem Ägypter, Italiener und Griechen.
Eritrea: Christen wegen ihres Glaubens in Haft
Eritreer stellen einen großen Anteil der afrikanischen Flüchtlinge, die versuchen, Europa über das Mittelmeer zu erreichen. Ihr Heimatland im Nordosten Afrikas wird seit 1993 von dem neomarxistischen Regime unter Staatschef Isayas Afewerki regiert. Es geht vor allem gegen missionarisch aktive Christen vor, die als staatszersetzend angesehen werden. Seit 2002 sind nur die eritreisch-orthodoxe, die katholische und die lutherische Kirche sowie der Islam anerkannt. Angehörige anderer Religionsgemeinschaften leben ständig in Gefahr, verhaftet zu werden. Als „Gefangenen des Monats Mai“ hatten die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) und die Evangelische Nachrichtenagentur idea (Wetzlar) den eritreischen Christen Mussie Eyob benannt. Im Februar 2011 wurde er in Saudi-Arabien verhaftet, weil er mit Besuchern einer Moschee über den christlichen Glauben gesprochen hatte. Dies gilt in dem streng islamischen Land als ein schweres Verbrechen. Eyob kam zunächst in ein Hochsicherheitsgefängnis in Jiddah, wurde aber nach internationalen Protesten im November 2011 in seine Heimat abgeschoben. Jetzt wurde bekannt, dass er sich in einem speziell für Christen eingerichteten Gefangenenlager befindet. Von den rund fünf Millionen Einwohnern Eritreas sind 50 Prozent Muslime und 47 Prozent Christen. 1,9 Prozent sind Nicht-Religiöse und der Rest Anhänger von Naturreligionen.
Red. AKREF: siehe auch Artikel von fides von heute