30.06.2015
Sudan: Zehn Christinnen droht die Auspeitschung
Anklage: Sie haben gegen die islamischen Kleidungsvorschriften verstoßen
Sudan: Zehn Christinnen droht die Auspeitschung
Anklage: Sie haben gegen die islamischen Kleidungsvorschriften verstoßen
Khartum/Göttingen (idea) – Die Gesellschaft für bedrohte Völker (Göttingen) hat einen Freispruch für zehn im Sudan angeklagte Christinnen gefordert. Ihnen wird vorgeworfen, gegen islamische Kleidungsvorschriften verstoßen zu haben. Den Frauen im Alter zwischen 20 und 22 Jahren droht deshalb die Auspeitschung. „Das Verfahren gegen die jungen Frauen zeigt, wie schwierig die Lage von Christen im überwiegend muslimischen Sudan ist“, sagte der Afrikareferent der Organisation, Ulrich Delius. Die Studentinnen hatten am 25. Juni am Fest einer Baptistengemeinde teilgenommen. Beim Verlassen der Kirche nahm sie die Polizei wegen „skandalösen Aussehens“ fest. Sie trugen lange Hosen und Blusen. Die Anwälte der Frauen bezeichneten die Anklage als einen Anschlag auf die Religionsfreiheit im Sudan.
Zwei südsudanesische Pastoren in Haft
Auch zwei Pastoren der Presbyterianischen Kirche des Südsudans sind im (nördlichen) Sudan weiterhin inhaftiert. Die Behörden verweigern ihnen den Kontakt zu ihren Anwälten sowie Familienangehörigen. Die Südsudanesen Yat Michael und Peter Yein Reith sind unter anderem wegen Störung des öffentlichen Friedens, Verunglimpfung religiöser Überzeugungen sowie Untergraben der Verfassung und Kriegsführung gegen den Staat Sudan angeklagt. Nach Ansicht christlicher Menschenrechtler wird ihnen die Evangelisierung von Muslimen zur Last gelegt.
Ehemalige „Gefangene des Monats“
Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (Frankfurt am Main) und die Evangelische Nachrichtenagentur idea (Wetzlar) hatten die beiden Geistlichen im April als „Gefangene des Monats“ benannt und aufgerufen, für sie einzutreten und zu beten. Michael hatte im Dezember Khartum besucht, um medizinische Hilfe für seinen Sohn zu erhalten. Nachdem er bei dieser Gelegenheit in einer presbyterianischen Kirche gepredigt hatte, nahmen ihn Geheimdienstmitarbeiter ohne Begründung fest. Sein Kollege Reith stellte daraufhin Nachforschungen in Khartum an. Als er am 11. Januar einen Brief im Büro für religiöse Angelegenheiten abgab, wurde er verhaftet.
Die Regierung treibt die Islamisierung voran
97 Prozent der rund 35 Millionen Einwohner des Sudans sind Muslime. Der Anteil von Christen liegt bei 1,5 Prozent. Seit der Unabhängigkeit des eher christlich geprägten Südsudans im Juli 2011 treibt der Sudan die Islamisierung voran. Auf die Abkehr vom Islam steht die Todesstrafe. Im vergangenen Jahr ordneten Behörden die Schließung und den Abriss von Kirchen an. Gegen Staatspräsident Omar Hassan al-Bashir hat der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag (Niederlande) einen Haftbefehl wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit erlassen.