03.03.2015
Deutschland:FDP, Grüne, Linke und Piraten wollen Gemeindezentrum verhindern
Osnabrück (idea) - Die Auseinandersetzungen um ein Großbauprojekt der Pfingstgemeinde „Lebensquelle“ in Osnabrück gehen weiter. Mit einer Online-Petition will die Freikirche den Druck auf die Stadtverwaltung und Oberbürgermeister Wolfgang Griesert (CDU) erhöhen, ihren Bauantrag zu genehmigen. Die „Lebensquelle“ plant auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs ein Versammlungszentrum mit bis zu 1.100 Sitzplätzen sowie ein Kulturzentrum. Die von befreundeten Christen geleitete Immobilienfirma „Zion“ hatte das 22 Hektar große Areal erworben und die alte Güterabfertigung der Gemeinde verkauft. Auf dem gesamten Gelände befinden sich alternative Kultureinrichtungen und Diskotheken, die den Angaben zufolge weitergeführt werden sollen. Nach Angaben der Gemeinde wurde ein erster Bauantrag zurückgewiesen, auf einen zweiten bisher nicht reagiert. Insbesondere Schwule und Lesben befürchten, dass ihre Freiheiten künftig eingeschränkt werden. Sie empören sich wegen der Bewertung homosexueller Praktiken als „Sünde“ durch Zion-Geschäftsführer Ralf Gervelmeyer. In einer früheren Stellungnahme hatte die „Lebensquelle“ versichert, dass es ihr fern liege, Menschen zu diskriminieren. Wo dieser Eindruck entstanden sei, bitte man um Entschuldigung.
Gemeindezentrum „auf die sehr lange Bank schieben“
Bei einer Podiumsdiskussion der Schwulenbewegung „Gay in May“ (Schwul im Mai) kritisierten Vertreter der FDP, Grünen, Linken und der Piraten Ende Februar das Bauvorhaben. Der FDP-Fraktionsvorsitzende im Stadtrat, Thomas Thiele, bemängelte, dass die Stadt ihr Vorkaufsrecht für das Grundstück nicht genutzt habe. Jetzt bleibe ihr nur die Möglichkeit, das Gemeindezentrum auf eine „sehr lange Bank zu schieben“ und den Bebauungsplan möglichst zu verhindern. Die Gemeinde solle spüren, dass ihre Haltung zur Homosexualität nicht erwünscht sei. Die Bundestagsabgeordnete der Grünen, Dorothea Steiner, plädierte ebenfalls für eine Lösung, ohne dass es zum Bau des Gemeindezentrums komme. Der Bundestagskandidat der Linken, der Lehrer Derk-Olaf Steggewentz, wandte sich gegen das Bibelverständnis der Pfingstgemeinde. Wer die Bibel wörtlich nehme, dürfe sich auch weder Haare noch Bart stutzen. Nach seiner Beobachtung hat im Zuge der Diskussion um die Homosexualität bei Osnabrücker Schülern die Bereitschaft nachgelassen, offen mit ihrer Homosexualität umzugehen. Die Politikerin der Piraten, Kerstin Demuth, erklärte, dass auch in anderen Religionen gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften diskriminiert würden. Es sei „toll“, dass sich in Osnabrück so viele Menschen gegen die „Lebensquelle“ engagierten.
Freikirche appelliert an alle Christen
In einer Pressemitteilung kritisierte die Freikirche die Berichterstattung in den Osnabrücker Medien. Sie hätten ein falsches Bild gezeichnet. Wie Pressesprecher Artur Neufeld der Evangelischen Nachrichtenagentur idea sagte, hofft er, dass Christen überall in Deutschland sich an der Petition auf der Internetseite www.rr320.de beteiligen und die „Lebensquelle“ unterstützen. Bisher haben rund 3.000 Personen unterschrieben. Die rund 500 Gottesdienstbesucher umfassende Gemeinde zählt zum Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden, einem Gastmitglied in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK), der auch die evangelischen, katholischen und orthodoxen Kirchen angehören. (idea, 03.03.2015)