13.05.2015
Deutschland: Mess.-Juden doch auf Kirchentag?
Bischof bittet um Verständnis für Ausschluss messianischer Juden July: Der Kirchentag will jüdisch-christlichen Dialog nicht „verunklaren“
Deutschland: Mess.-Juden doch auf Kirchentag?
Bischof bittet um Verständnis für Ausschluss messianischer Juden
July: Der Kirchentag will jüdisch-christlichen Dialog nicht „verunklaren“
Stuttgart (idea) – Der Landesbischof der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, Frank Otfried July (Stuttgart), hat um Verständnis für die Nichtzulassung jüdisch-messianischer Gemeinden zum Deutschen Evangelischen Kirchentag vom 3. bis 7. Juni in Stuttgart geworben. Der Ausschluss vom „Markt der Möglichkeiten“ und vom „Abend der Begegnung“ bedeute aber nicht, dass die Anliegen messianischer Juden nicht behandelt würden. Sie glauben wie Christen, dass Jesus Christus der Erlöser des jüdischen Volkes und Herrscher der Welt ist. In einem Interview mit der Evangelischen Nachrichtenagentur idea sagte July, er müsse anerkennen, „wo das Herz des Kirchentags schlägt“. Das Treffen wolle den jüdisch-christlichen Dialog nicht „verunklaren“. Der Kirchentag habe hier über Jahrzehnte wichtige Aufbauarbeit geleistet, hinter deren Ergebnisse man nicht zurück wolle. July: „Die evangelische Theologie hat in den letzten 40 Jahren erkannt, dass die Christen in den Bund Gottes mit seinem Volk Israel hineingenommen werden. Gott hat sein Volk Israel erwählt. Diese Treue Gottes gilt! Diese theologische Position teilt auch die württembergische Landeskirche.“
Erstmals darf ein messianischer Jude auf dem Kirchentag sprechen
Aufgrund der anhaltenden Proteste hat der Kirchentag am 5. Juni ein Podium „Evangelische Kirche und Messianische Juden“ vorgesehen, bei dem der jüdisch-messianische Theologe Richard Harvey (London) einen „Impuls für ein theologisches Gespräch“ geben soll. Danach wird er mit dem jüdischen Erziehungswissenschaftler Prof. Micha Brumlik (Frankfurt am Main) und der Landesbischöfin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Ilse Junkermann (Magdeburg), diskutieren. Dazu July: „Es ist das erste Mal überhaupt, dass ein messianischer Jude auf dem Kirchentag sprechen kann. Das Thema wird also nicht umgangen, im Gegenteil, es wird angegangen. Wir werden sehen, was sich daraus für weitere Kirchentage entwickelt.“ Er hätte sich auch einen Stand messianischer Juden auf dem „Markt der Möglichkeiten“ vorstellen können, so July. Die Sensibilitäten seien in dieser Frage jedoch besonders hoch: „Man möchte nicht den Eindruck erwecken, dass man klar formulierte theologische Einsichten durch die Hintertür wieder wegnehmen möchte.“
„Bruderschaft auf dem Weg“: „Ungeschickt“, dass sie nicht mitmachen darf
Kritik übt July daran, dass die „Bruderschaft auf dem Weg“, in der keusche Homosexuelle leben, nicht zum Kirchentag zugelassen ist. July: „Ich finde es ungeschickt, dass sie nicht eingeladen wurden. Wir respektieren ja auch heterosexuell empfindende Menschen, die keusch leben.“ July äußerte sich auch zur Mitwirkung islamischer Religionsgemeinschaften, die zu Mittagsgebeten und zu Mahlzeiten einladen. In Stuttgart lebten Menschen aus über 170 Nationen, darunter viele Muslime. Er plädiere für gute Nachbarschaft sowie für die Unterscheidung in der Wahrheitsfrage: „Das Kennenlernen einer Moschee ist keine Religionsvermischung. Jeder weiß, wenn er in ein muslimisches Gebetshaus geht, dass dort muslimisch gebetet wird. Ein Besuch bei Nachbarn anderen Glaubens muss doch möglich sein.“ July zufolge hat der Kirchentag mehrere Dimensionen. Er sei eine Glaubensveranstaltung mit Gottesdiensten und Bibelarbeiten, mache kulturelle Angebote und biete zudem Politikern, Unternehmern und Gewerkschaftern eine Chance, über die Zukunft der Welt zu diskutieren. Dies sei ein Dienst an der Gesellschaft. July begrüßt, dass die pietistisch geprägte Bibel- und Glaubenskonferenz „Christustag“ am 4. Juni in Zusammenarbeit mit dem Kirchentag stattfindet: „Der Christustag bleibt der Christustag, der Kirchentag bleibt der Kirchentag. Aber das Angebot steht, dass die Besucher von einer Veranstaltung in die andere wechseln können. Neue Wahrnehmungen sind möglich.“