13.05.2015
EU: Sind Orthodoxie und Demokratie unvereinbar?
Bischöfe beschweren sich bei EU-Parlamentspräsident Schulz
EU: Sind Orthodoxie und Demokratie unvereinbar?
Bischöfe beschweren sich bei EU-Parlamentspräsident Schulz
Dortmund (idea) – Die Bischöfe der orthodoxen Kirchen in Deutschland beschweren sich bei EU-Parlamentspräsident Martin Schulz. Der SPD-Politiker habe in einem Fernsehinterview den Eindruck erweckt, dass sich Orthodoxie und Demokratie ausschlössen, schreiben sie in einem Offenen Brief. Das sei „ausgrenzend, ehrverletzend und nicht zuletzt sachlich falsch“. Die Bischofskonferenz bezieht sich auf die ARD-Tagesthemen vom 29. Januar. Schulz habe nach seinem ersten Besuch bei der neuen griechischen Regierung gesagt, es sei „schlimm“, wenn es in griechischen Regierungskreisen Leute gebe, die „auf dem Trip“ seien, „dass das Orthodoxe, das Russische, das unserem Gesellschaftsmodell feindlich gegenüberstehende Modell der gelenkten Demokratie vielleicht das bessere sei“. Ihnen habe er gesagt: „Nicht mit uns!“. Diese rückwärtsgewandte „orthodoxe Gemeinsamkeit“ sei „sicher nicht das Modell für das 21. Jahrhundert“, so Schulz.
Orthodoxe Abgeordnete im EU-Parlament
Nach den Worten der Bischöfe ist die Einschätzung, dass sich Orthodoxie und Demokratie ausschließen, häufiger anzutreffen. Es sei „nicht akzeptabel“, wenn sich der höchste Repräsentant der Europäischen Union so äußere. Die Bischöfe verweisen unter anderem auf die Stellung ihrer Kirchen in Deutschland. Einige besäßen den Status einer Körperschaft des öffentlichen Rechts, andere befänden sich auf dem Weg dahin. Schulz müsse bekannt sein, dass eine Voraussetzung dafür das Bekenntnis zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung sei. Die Bischöfe verweisen ferner darauf, dass dem EU-Parlament zahlreiche Abgeordnete orthodoxer Religionszugehörigkeit angehören, etwa aus Griechenland, Rumänien und Bulgarien. Diese wolle Schulz sicher nicht als „Vertreter eines rückwärtsgewandten Modells“ bezeichnen. Der Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland mit Sitz in Dortmund gehören unter anderen die bulgarisch-, georgisch-, griechisch-, rumänisch-, russisch-, serbisch- und ukrainisch-orthodoxen Kirchen an. Vorsitzender ist Metropolit Augoustinos vom Ökumenischen Patriarchat (Bonn). In Deutschland leben rund 1,5 Millionen orthodoxe Kirchenmitglieder.