23.05.2015

Syrien: Mindestens 63 Kirchen zerstört

Menschenrechtler: Für die meisten Angriffe ist das Regime verantwortlich

Syrien: Mindestens 63 Kirchen zerstört

Menschenrechtler: Für die meisten Angriffe ist das Regime verantwortlich

Damaskus (idea) – Im seit vier Jahren andauernden syrischen Bürgerkrieg sind mindestens 63 Kirchen zerstört worden. Das geht aus Erhebungen des Syrischen Netzwerkes für Menschenrechte (SNHR) hervor. Die Organisation steht dem Regime von Staatschef Baschar al-Assad kritisch gegenüber und macht die Regierungstruppen für 40 Kirchenzerstörungen verantwortlich. 14 gingen auf das Konto der Opposition, sieben seien von islamischen Terrorgruppen verübt worden – sechs vom „Islamischen Staat“ (IS) und eine von der Al-Nusra-Front. Die Urheber von zwei Anschlägen könne man nicht zuordnen. Es gebe gezielte Angriffe auf Kirchen; manche fielen aber auch willkürlichen Anschlägen zum Opfer. Die christliche Minderheit leide genauso wie die übrige syrische Bevölkerung unter den kriegerischen Auseinandersetzungen. Sowohl Regierungstruppen wie Oppositionskräfte hätten „Kriegsverbrechen“ begangen, indem sie etwa gezielt Kirchen unter Beschuss nahmen. SNHR fordert die Vereinten Nationen auf, mehr für den Schutz von Zivilisten zu unternehmen. Auch müssten Kriegsverbrechen vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag angeklagt werden.

220.000 Tote im Bürgerkrieg

Wie der Informationsdienst World Watch Monitor dazu berichtet, wird allgemein nur IS beschuldigt, gezielt Christen zu bekämpfen und etwa Kreuze von Kirchtürmen zu entfernen. IS habe vier Kirchen abgefackelt und zwei weitere in Militärbasen umfunktioniert. Die christliche Minderheit in Syrien ist von Beginn des Bürgerkriegs an zwischen die Fronten geraten. Unter dem Assad-Regime genossen die Christen begrenzte Religionsfreiheit; deshalb werden sie von Oppositionellen vielfach fälschlicherweise als dessen Verbündete angesehen. Nach UN-Angaben sind im Bürgerkrieg von März 2011 bis März 2015 rund 220.000 Menschen getötet worden. Etwa neun Millionen Syrer sind auf der Flucht. Von den 21 Millionen Einwohnern Syriens waren vor dem Bürgerkrieg 90 Prozent Muslime und 6,3 Prozent Christen, davon jeweils drei Prozent Katholiken und Orthodoxe sowie kleine Gruppen von Protestanten. Die übrige Bevölkerung bestand aus Nichtreligiösen oder Anhängern anderer Religionen.