23.10.2015

Ägypten: Wie geht es den Christen heute?

Christen werden diskriminiert

(idea) Über die Lage der Christen in Ägypten berichtete der Generalbischof der koptisch-orthodoxen Kirche für Deutschland, Anba Damian (Höxter). Der Präsident des Landes, Abdel Fattah el-Sisi (Kairo), habe dafür gesorgt, dass Christen offiziell nicht länger benachteiligt würden, doch im Alltag komme es zu Hass und Ausgrenzung. Die meisten der 83 Millionen Ägypter sind Muslime. Die schätzungsweise bis zu zehn Millionen orthodoxen Kopten bilden die größte Kirche.

(AKREF) Einige Informationen erreichen uns aus Kairo direkt.

Da schreibt ein AKREF Leser folgendes: "Die Gefahr für die Christen, speziell der Kopten in Ägypten ist wohl noch vorhanden. Doch das Zutrauen auf die jetzige Regierung - die tatsächlich allen Ägyptern ihren Schutz verspricht - wächst und gibt ihnen Hilfe und Hoffnung. Doch, zum Glück, nur kleinere Zwischenfälle werden trotzdem auch beobachtet."

So ist in dem neuesten Heft "Begegnung" , eine Mitteilung der deutschsprachigen christlichen Gemeinden in Ägypten, ein Augenzeugenbericht zu lesen:

Auszug aus der Ausgabe:

Aus dem Rahmen gefallen
<< Am 11. Juli 2015 am frühen Morgen erschütterte eine Explosion Kairo. Ein Mensch wurde getötet und mehrere wurden verletzt. Ich saß auf dem Balkon und trank meinen Morgenkaffee. Der dumpfe Knall in der Ferne beunruhigte mich zunächst wenig. Überraschend kam die Bombe nicht. Es war auch nicht der erste Anschlag in Ägypten. Die politische Entwicklung weist schon länger in diese Richtung.

Doch diesmal war es näher als sonst. Das merkte ich, als das Telefon anfing zu klingeln. Menschen sorgten sich und fragten, ob etwas passiert sei? „Nein, Niemand war in der Kirche – nein, ich weiß noch nichts Genaues.“ Auf einmal bekam das Wissen, dass es Bombenattentate in Ägypten gibt, eine ganz andere Bedeutung: Auch Gegenden, in denen ich ab und zu bin, könnten von Anschlägen getroffen werden. Ich ängstige mich nicht, und doch ist das Leben hier anders geworden.

Die Kirche sah auf den ersten Blick nahezu unbeschädigt aus. Doch drinnen zeigte sich ein anderes Bild. Die Fenster auf der rechten Seite waren aus den Rahmen gedrückt, eins hing grade so fest und doch hielt sich der Glasbruch in Grenzen. Es gab nur eine Stelle, an der die Figuren der Glasmalerei gebrochen waren: Die Scheibe, auf dem das Gesicht des gekreuzigten Jesus gemalt ist, ist gesplittert. Wo vorher der Mund war, fehlt ein Stück. Wie passend, denke ich. Denn mir verschlägt es die Worte. Bei uns waren es nur die Fenster, die zu Bruch gegangen sind, aber mit der gleichen Bombe wurde ein Mensch getötet und viele weitere wurden verletzt. Ich lasse es nicht näher an mich heran.

Ich weiß, es gibt Gründe für diese Gewalt und trotzdem ist mir unverständlich, wie Menschen so etwas Menschen antun können. Was kann man sagen, wenn Menschen Bomben zum Opfer fallen? Wenn Menschen entführt werden und in einem grausigen Schauspiel enthauptet werden. Was kann man sagen, wenn Unschuldige Opfer werden – wenn Mitmenschen Täter werden? Das Lukas-Evangelium berichtet von den Worten, die Jesus in den letzten Momenten vor seiner Kreuzigung spricht. Er betet: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“ Impuls 3 Worte wie aus einer anderen Welt. Nicht nach Vergeltung wird geschrien. Auch werden keine Forderungen nach drakonischen Strafen erhoben. Wie unrealistisch ist dieser Gedanke. Hier, jetzt – in Ägypten, aber auch in Deutschland und anderswo. Ein ‚ich vergebe dir’ wird keinen Terroristen, keinen Folterer und keinen rassistischen Brandstifter von seinem Tun abhalten. Der zweite Teil des Wortes Jesu scheint da viel Verständlicher. „Sie wissen nicht, was sie tun.“

Als Erklärung für unverständliches Verhalten muss oft die Dummheit der anderen herhalten. Es sind Verführte, Einfache, Enttäuschte und Wütende, die es einfach nicht besser wissen. Doch auch dieser Gedankengang endet in einer Sackgasse. Unverständlich bleibt, wie Menschen soweit kommen können, dass sie ihre Mitmenschen nicht mehr als Menschen behandeln. Gegen das Unverständnis, gegen die Unmöglichkeiten der Welt stehen die Worte Jesu am Kreuz. Es ist ein Satz gegen Verzweiflung und Zynismus. Es spricht Protest gegen die Logik der Gewalttäter aus diesen Worten. Nicht die Hassenden und Gewalttäter bestimmen den Lauf dieser Welt. Gott hat die Welt anders geschaffen. Nicht Rache steht am Ende, sondern Vergebung.

Auch wenn es Menschen gibt, die sich dem entgegenstemmen und mit allen Mitteln versuchen ihr Tun zu rechtfertigen, so bleiben sie in Gottes Hand, auch wenn sie es nicht wissen. Die Worte Jesu am Kreuz zeigen, dass Gott für eine andere Welt steht, so unrealistisch und unverständlich das zuweilen erscheinen mag. Er setzt der Gewalt mit seinem Satz etwas entgegen. Diese Worte lassen mich wieder zaghaft die Sprache finden. Denn trotz aller Sprachlosigkeit – trotz Unverständnis und Verzweiflung, bleibt zu sagen: Das ist nicht, wie diese Welt sein soll. Ein Satz, der mir Hoffnung macht und mich glauben lässt, dass das auch nicht ist, wie diese Welt bleiben wird.>>

Hier eine Buchempfehlung für die, denen das Schicksal der Kopten am Herzen liegt: Ein Buch über positive Entwicklungen:  Maggi Gobran: „Die Mutter Theresa von Kairo". Gern gebe ich diese Buchempfhlung weiter. Unser geschätzte Leser schreibt:

"Besonders für die Empfänger zu empfehlen, die dort einige Zeit lebten, es wird  eine großartige und bewegende, erinnernde Information sein."