04.09.2015

China: Behörden nehmen christlichen Anwalt fest

Zhang Kai hat Gemeinden wegen illegaler Kirchenzerstörungen vertreten

China: Behörden nehmen christlichen Anwalt fest

Zhang Kai hat Gemeinden wegen illegaler Kirchenzerstörungen vertreten

Wenzhou (idea) – Die chinesischen Behörden haben in der Stadt Wenzhou den christlichen Anwalt Zhang Kai festgenommen, der sich gegen die Zerstörung einzelner Kirchen und vieler Kreuze durch die Regierung gewandt hat. Die Maßnahme ist – laut der New York Times – Teil einer großangelegten Kampagne gegen regimekritische Juristen, von denen seit Juli 230 verhaftet worden seien. 26 von ihnen befänden sich noch immer in Polizeigewahrsam. Zhang Kai aus Peking war Ende August ins ostchinesische Wenzhou gereist, um einer Kirche Rechtsbeistand zu leisten. Die Stadt ist Heimat einer wachsenden christlichen Gemeinde, die gegen das Vorgehen der Regierung gegen die Kirchen Widerstand geleistet hat.

Vorwurf: Gefahr für die nationale Sicherheit

Begründet wurde die Verhaftung damit, dass Zhang die Sicherheit des Staates gefährde. Nach Angaben seines Anwaltskollegen Yang Xingquan führte die Polizei bei der Aktion auch zwei seiner Mitarbeiter ab. Niemand habe Zugang zu den Gefangenen, und die Regierung habe bisher auch ihren Aufenthaltsort nicht preisgegeben. Laut der chinesischen Internetzeitung Initium Media (Hongkong) sagte Zhang im Juli: „Das Christentum lehrt uns, uns unterzuordnen. Aber wir sollten uns der Verfassung und der Moral unterordnen, nicht illegalem Verhalten.“ Nach einem Bericht der Zeitung „The Guardian“ (London) hat das kommunistische Regime im Land der Mitte in den vergangenen zwei Jahren über 1.200 Kreuze von Kirchen reißen lassen. In einigen Fällen seien ganze Kirchen dem Erdboden gleichgemacht worden.

In China wächst das Christentum

Unter der kommunistischen Herrschaft wurde das Christentum in China vor allem von 1949 bis Ende der siebziger Jahre – besonders während der Kulturrevolution – brutal unterdrückt. Danach lebte es trotz staatlicher Einschränkungen wieder auf. Genaue Angaben über die Gesamtzahl der Christen unter den 1,3 Milliarden Einwohnern existieren nicht. Die Chinesische Akademie der Sozialwissenschaften spricht von 29 Millionen in staatlich anerkannten Gemeinden – 23 Millionen Protestanten und sechs Millionen Katholiken. Nicht berücksichtigt sind dabei vor allem die evangelikalen Hausgemeinden, die sich nicht der Kontrolle des Staates unterwerfen wollen. Schätzungen ausländischer Experten gehen von insgesamt bis zu 130 Millionen Christen aus.