22.07.2018
Türkei: Nichtmuslime bleiben benachteiligt
Aleviten in der Türkei und Deutschland
(AKREF/UCN) Trotz der Aufhebung des Ausnahmezustands in der Türkei kann dort nicht mit einer Verbesserung der Menschen- und Minderheitenrechte gerechnet werden, warnt die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV). Nach jahrzehntelangem Krieg gegen die kurdische Bevölkerung inner- und außerhalb des Landes geraten jetzt Angehörige der Religionsgemeinschaft der Aleviten zunehmend unter Druck. Sie befürchten eine „totale Islamisierung“ in der Türkei. Und diese ist schon im vollen Gange:
Es geht darum, dass Erdogan versucht, die Religionsgemeinschaft der Aleviten in der Türkei und auch in letzter Zeit in Deutschland in die türkisch-sunnitische Version des Islam hineinzuzwingen. Das ruft bei manchen Türken Empörung und Widerstand bei der deutschen alevitischen Gemeinde hervor, dass Erdogan die alevitische Geistlichkeit durch das türkische Religionsministerium (Diyanet) in Ankara ausbilden lassen will. Dies würde bedeuten, dass die liberalen und teilweise Islam-kritischen Aleviten auf eine türkisch-islamistische Version des sunnitischen Islam umgepolt würden. Also will er Gehirnwäsche betreiben lassen, um seine Machtposition auszubauen.
Von dem GfbV-Nahostreferenten Kamal Sido wissen wir, wenn er schreibt, dass der Islamisierungskurs von Präsident Recep Tayyip Erdogan auch zu Spannungen zwischen Sunniten und Aleviten in Deutschland beitragen wird. Seiner Meinung nach heißt es: „Die Aleviten wollen sich nicht von einer radikalen Auslegung des Korans leiten lassen, den die regierende AKP-Partei unter Erdogan propagiert und schon kleinen Schulkindern im Religionsunterricht aufzwingt, sondern eine liberale Glaubensrichtung praktizieren, die dem Islam ähnliche Elemente enthält.“ Und weiter schreibt Sido: „Der stellvertretende Bundesvorsitzende der Alevitischen Gemeinde in Deutschland, Aziz Aslandemir, erklärte gegenüber der GfbV: „Religion ist eine Gewissensentscheidung. Niemand darf einen anderen zwingen, eine Religion oder eine Konfession gegen seinen Willen anzunehmen. Religion darf niemals als Mittel der Politik benutzt werden.“
Ein Beispiel zeigt die türkische Moschee in Mannheim. Sie war lange Zeit das größte muslimische Bauwerk Deutschlands. Sie war nach dem Osmanensultan Yavuz (der grausame) Sultan Selim I (1512 bis 1520) benannt. Er ließ nicht nur seine Brüder und Neffen sondern auch seinen Vater und Vorgänger liquidieren. Insbesondere die Religionsgemeinschaft der Aleviten versuchte er wegen ihrer theologischen Nähe zur schiitischen Version des Islam auszulöschen. Zehntausende ließ er massakrieren. Theologische Gutachten (Fatwa) rechtfertigten seine blutigen Aufträge. Bis heute gibt es immer wieder im Sinne Yavuz Sultan Selim I Progrome an den Aleviten.
Als zweites Beispiel aus der heutigen Zeit ist die Namensgebung der Megabrücke über den Bosporus in Istanbul. Selbst gegen Proteste der Aleviten, denn sie erhielt genau den Namen Yavuz Sultan Selim I, der als blutiger Tyrann die Angehörigen dieser Religionsgemeinschaft massakrieren ließ. Ein AKREF Leser schreibt: „Dieser Ungeist liegt auf dem türkisch-sunnitischen Islam.
Der Vorsitzende der größten Aleviten-Organisation in Istanbul, Feti Bölökdiray, hatte ebenso vergeblich gegen diese Namensgebung protestiert.“
Nochmal zum Verständnis was Aleviten sind aus der Quelle von GfbV vom 19.7.18. Die Religionsgemeinschaft der Aleviten umfasst in der Türkei bis zu 20 Millionen Angehörige. Bis zu 800.000 Aleviten leben in Deutschland. Es gibt sowohl kurdisch-, türkisch- als auch arabischsprachige Aleviten. Ihre Religion predigt ein Einswerden mit Gott, damit der Mensch vollkommen wird. Die Sunniten betonen den Dualismus zwischen Gott und Mensch. Viele Aleviten legen Wert darauf, füreinander einzutreten, um die Vervollkommnung in der Gemeinde zu erleben. Bei den Sunniten steht das Individuum im Fokus, das durch Pflichterfüllung ans Ziel gelangt: das Paradies. Die Unsterblichkeit der Seele, an die die Aleviten glauben, halten Sunniten für Aberglauben. Die Aleviten lehnen den islamischen Gesetzeskodex Scharia ab. Auch die fünf Säulen des Islam spielen für sie keine Rolle.
Ich zitiere „Dr. Ahmed Mohammed al-Tayyeb. Der im Ramadan-Monat Deutschland besuchte. Er ist der Großimam der Al-Azar-Universität in Kairo und vertritt die sunnitische Version des Islam, zu welcher sich 90% der Muslime bekennen. Er hielt am 16.6.18 eine Rede in DLF: „Der gute Imam“, welche im ägyptischen Staatsfernsehen sowie in die gesamte arabische Welt ausgestrahlt wurde. In dieser Rede forderte er ausdrücklich die Tötung von Muslimen, welche zu einer anderen Religion wechseln!
Er sagte: „Ein vom islamischen Glauben Abgefallener muss unter Druck gesetzt werden, sodass er innerhalb einer variablen Zeitspanne Buße tut. Anderenfalls muss er getötet werden. Apostasie rührt aus einem Hass gegen den Islam und ist ein vorsätzliches Arbeiten gegen den Islam. Damit begeht er aus meiner Sicht Hochverrat an der muslimischen Gemeinschaft und allem was ihr heilig ist!“
Wir brauchen uns doch nicht wundern, dass die Christen, die aus dem Islam konvertierten, besonders von ihren muslimischen Landsleuten gehasst und verfolgt werden. Darum gilt es auch in Deutschland, die Konvertiten, die zum Christentum übergetreten sind zu schützen und für ihre Bewahrung zu beten.