05.12.2019

Russland: Gottesdienst in einem Privathaus ist zulässig

Verfassungsgericht entschied zugunsten einer Adventistin

Sankt Petersburg (idea) – In Russland dürfen Gottesdienste in Privathäusern abgehalten werden. Das hat das Verfassungsgericht (Sankt Petersburg) entschieden und damit zugunsten einer Adventistin geurteilt. Wie das christliche Hilfswerk „Barnabas Fund“ berichtet, waren die Richter der Ansicht, dass ein Zuhause nicht nur die „materiellen Bedürfnisse“ ihres Bewohners stillen sollte, sondern auch seine spirituellen. Olga Glamozdinova hatte im September 2017 eine Strafe von umgerechnet 140 Euro erhalten, weil sie ihr Haus – erbaut auf einem Grundstück für „private Landwirtschaft“ in Veselyi im südrussischen Bezirk Rostow – seit Januar 2017 zwei Mal pro Woche für jeweils vierstündige Gottesdienste zu Verfügung gestellt und dies auch bei den örtlichen Behörden angemeldet hatte. Diese sahen in den Treffen eine unangemessene Nutzung des Gebäudes. Dagegen klagte Glamozdinova und bekam nun recht. Wie der Direktor für Öffentlichkeitsarbeit und Religionsfreiheit der Westrussischen Unionskonferenz der Siebenten-Tags-Adventisten, Wassily Ivanovich Nichik, in einem Interview erklärte, kann das Urteil zukünftig auch auf andere ähnliche Fälle angewendet werden. Dennoch gebe es einiges zu beachten: „Wenn es sich um ein Wohngebäude handelt, in dem sich eine Kirchengemeinde in einem der Räume versammelt, ist dies, wie das Gericht bestätigte, absolut legal.“ Vorsicht sei weiterhin geboten, wenn ein bestehendes Wohnhaus komplett für kirchliche Aktivitäten genutzt und nicht länger bewohnt wird. Dies ändere den Status des Hauses und könne seinen Besitzern Probleme bereiten. 2016 traten in Russland Antiterrorgesetze in Kraft, die sich massiv auf die Arbeit von Religionsgemeinschaften auswirkten und missionarische Tätigkeiten einschränkten. So dürfen den Gesetzen zufolge keine Gottesdienste in Wohnungen oder Büros gefeiert werden, sondern nur in „religiösen Gebäuden“.

43.000 Adventisten in Russland

Die Adventisten haben in Russland rund 43.000 Mitglieder. Sie feiern im Unterschied zu anderen Kirchen den Sonnabend und nicht den Sonntag als Ruhetag. Außerdem legen sie Wert auf eine gesunde Lebensweise und verzichten auf Alkohol und Tabak. Die evangelische Freikirche hat weltweit über 18 Millionen Mitglieder. In Deutschland sind es 35.000 in 560 Gemeinden. Hier ist die Kirche Gastmitglied in der Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF).