15.11.2019

Türkei: Es gibt Druck und Probleme, aber keine Christenverfolgung

Generalsekretär der Türkischen Allianz ist auf dem Kongress zu Gast

Schwäbisch Gmünd (idea) – Der Generalsekretär der Türkischen Evangelischen Allianz, Umit Sahin (Izmir), hat sich dafür ausgesprochen, differenziert mit dem Begriff Christenverfolgung umzugehen. Er äußerte sich am 11. November in einem Forum auf dem 6. ökumenischen Kongress „Christenverfolgung heute“ in Schwäbisch Gmünd. Er wird veranstaltet vom Christlichen Gästezentrum Württemberg (Schönblick, Schwäbisch Gmünd) und der Evangelischen Nachrichtenagentur idea (Wetzlar) in Zusammenarbeit mit über 30 christlichen Hilfswerken und Menschenrechtsorganisationen. Die Situation in der Türkei sei nicht so, dass man von Verfolgung sprechen könne, sagte Sahin, der auch Pastor der protestantischen Karatas-Kirche in Izmir ist. Er würde sich mit Blick auf die verfolgten Glaubensgeschwister in Pakistan und dem Iran schämen, die Situation der christlichen Türken als Verfolgung zu bezeichnen. Es gebe aber Druck und Probleme. Die Türkei sei eigentlich ein säkularer Staat. Dennoch könne es passieren, dass die Polizei, nachdem ein Student Christ geworden ist, die Familie anrufe, sie darüber informiere und vor einer möglichen „Gehirnwaschung“ durch Missionare warne. Andere Christen hätten nach ihrer Konversion beispielsweise ihren Arbeitsplatz verloren. Manchmal gingen bei Gemeinden Drohungen ein, etwa vor wenigen Tagen bei einer Gemeinde in Malatya. Zwei Männer hätten ein Papier an der Kirche angebracht, auf dem davor gewarnt wurde, jungen Leuten den christlichen Glauben weiterzugeben. Sonst werde man wiederkommen „und Euch verbrennen“.

Evangelium nur mit der Erlaubnis der Eltern weitergeben

Ohne die Erlaubnis der Eltern gebe man das Evangelium nicht an nichtchristliche Kinder weiter, betonte Sahin. Das entspreche den gesetzlichen Vorgaben. Doch immer wieder gebe es auch Muslime, die zustimmten, ihren Kindern die christliche Botschaft zu vermitteln. Jeden Sommer biete seine Gemeinde etwa eine Kinderfreizeit an, zu der rund 100 Teilnehmer kämen, darunter auch etwa ein knappes Drittel Nichtchristen. Seit März seien in seiner Gemeinde 40 Muslime Christen geworden. Zudem gebe es jeweils rund 30 syrische und iranische Flüchtlinge, die konvertiert seien. Grundsätzlich wachse die Zahl der zum Christentum übergetretenen Flüchtlinge stark. Manche gingen zurück in ihr Heimaltland, um nun dort zu missionieren. Dass Muslime Christen werden, gehe zumeist auf den direkten Kontakt von Menschen zurück und weniger über die Weitergabe von evangelistischen Schriften. Wie Sahin weiter sagte, ist er als Muslim aufgewachsen und vor rund 20 Jahren zum Christentum konvertiert. Vor 40 Jahren habe es nur wenige Christen mit muslimischem Hintergrund in der Türkei gegeben. Heute, so schätze er selbst, gebe es rund 10.000 Konvertiten.