25.11.2022

Irak: Patriarch Sako beklagt Auswanderung irakischer Christen

Monatlich rund 20 Familien

Bagdad (Fides) - Irakischen Christen, die vor allem in den Städten der Ninive-Ebene und anderen Gebieten des Nordiraks leben, verlassen weiterhin das Land. Dies gesche "mit einer Rate von rund 20 Familien pro Monat“, so der irakischen Kardinal Louis Raphael Sako, Patriarch der chaldäischen Kirche, in einer Reflexion über die Lage der Christen im Irak. In einer vom chaldäischen Patriarchat veröffentlichten Erklärung erinnerte der Kardinal daran, dass mehr als die Hälfte der irakischen Christen in den letzten fünf Jahren ausgewandert ist und viele andere "auf der Warteliste stehen". 
Der chaldäische Patriarch weist in diesem Zusammenhang auf die zahlreichen soziologischen, politischen und umweltbedingten Faktoren hin, die den langsamen und stillen Exodus der einheimischen Christen aus ihren Heimatländern begünstigen und erinnert an politische und soziale Instabilität, Unsicherheit, mangelnde Chancengleichheit, Diskriminierung und Bestrafung am Arbeitsplatz, fehlende gesetzliche Bestimmungen zum Schutz der vollen Gleichheit der Bürger - einschließlich der Christen - vor dem Gesetz. Der Primas der chaldäischen Kirche beklagt insbesondere das Fehlen eines Gesetzes über den Personenstand der Christen, was seiner Ansicht nach den Weg für konfessionelle Diskriminierung ebnet und nicht zuletzt auch Christen dazu zwingt, Fragen des Personenstands (wie das Eherecht, das Erbrecht oder das Sorgerecht für Kinder) nach Gesetzen zu regeln, die sich auf die islamische Rechtstradition stützen und direkt oder indirekt auf die Scharia verweisen. 
In seinem Text bedauert der Patriarch auch die Instrumentalisierung von religiösen Worten und Symbolen in der Propaganda und in politischen Kontroversen. Der Patriarch nennt als Beispiele auch einige Fälle von Korruption und Diskriminierung, die ihm in letzter Zeit bekannt geworden sind. "Wenn jemand nicht will, dass wir als gleichberechtigte Bürger in unserem Land bleiben", so der irakische Kardinal abschließend, "dann sollte man es uns offen sagen, damit wir das Problem angehen können, bevor es zu spät ist“. 
(GV) (Fides 25/11/2022)