21.08.2024

Nicaragua: Niederschlagung der Christen

Sechs Frauen verhaftet oder inhaftiert

IRF-D/ICC/Tübingen-Nicaragua/21/08/2024 -Gegenwärtig findet eine Welle der staatlichen Unterdrückung von Christen in Nicaragua statt (wir berichteten). Die christliche Menschenrechtsorganisation International Christian Concern berichtet nun von staatlichen Repressalien gegen Christinnen:

Im vergangenen Jahr wurden in Nicaragua sechs Christinnen wegen ihrer religiösen Aktivitäten inhaftiert. Unter ihnen sind fünf Katholikinnen, nämlich María Asunción Salgado, Evelyn Guillén, Adela Tercero, Gabriela Morales und Maricarmen Espinosa Segura, sowie eine Protestantin, Marisela de Fátima Mejía Ruiz.

María Asunción Salgado wurde am 7. Oktober 2023 verhaftet. Salgado und zwei weitere Personen wurden wegen „religiöser Überzeugung, Aktivität und Vereinigung“ festgenommen, als sie an einerreligiösen Feier in der zur Diözese Estelí, Nicaragua, gehörenden Pfarrei Nuestra Señora de Asuncion teilnahmen.

In ähnlicher Weise wurde Evelyn Guillén am 5. August 2023 wegen „religiöser Aktivitäten und Äußerungen“ verhaftet. Guillén soll ein Plakat aufgehängt haben, auf dem sie sich für die Freilassung von Bischof Rolando Alvarez aussprach. Die Behörden nahmen Alvarez im August 2022 fest und hielten ihn mehr als ein Jahr lang in Hausarrest oder im Gefängnis, weil er gepredigt hatte, dass bestimmte Freiheiten von Gott gegeben sind. Er wurde am 14. Januar freigelassen und in den Vatikan verbannt. Berichten zufolge wurde Guillén in der Haft keine medizinische Behandlung gewährt.

Adela Tercero und Gabriela Morales wurden am 19. August 2023 „im Zusammenhang mit einem harten Vorgehen gegen religiöse Einrichtungen“ verhaftet. Sie wurden angeblich wegen der Verbreitung falscher Informationen und der „Untergrabung der nationalen Sicherheit“ angeklagt, obwohl diese Anklagen schließlich fallen gelassen wurden. Beide Frauen wurden angeblich mit Marihuana in ihrem Besitz angetroffen und wegen Drogenhandels verurteilt. Berichten zufolge wurde beiden Personen das Recht auf einen Anwalt verweigert.

Tercero besuchte die Zentralamerikanische Jesuitenuniversität (UCA) in Managua, wo sie studentische Anführerin war, und Morales war Studentin an der Jesuitenuniversität Juan Pablo II. Viele UCA-Studenten waren 2018 aktiv an den Protesten gegen die von der autoritären Regierung vorangetriebenen Reformen der sozialen Sicherheit beteiligt. Beide christlichen Schulen wurden im Zuge der zunehmenden Angriffe gegen katholische Kirchen und Einrichtungen durch das nicaraguanische Regime von Präsident Daniel Ortega geschlossen. Führende Persönlichkeiten und Gemeindemitglieder der katholischen Kirche unterstützten die Demonstranten 2018 und sprachen sich gegen die Menschenrechtsverletzungen der nicaraguanischen Behörden aus.

Der US-Kongressabgeordnete Chris Smith veröffentlichte Anfang 2024 eine Erklärung, in der er die Haltung der nicaraguanischen Regierung gegenüber den Demonstranten anprangerte.

„Zehntausende Nicaraguanerinnen und Nicaraguaner sind seit 2018 aus ihrem Land geflohen, um der Verfolgung zu entgehen, als Ortegas Regierung gegen weit verbreitete Proteste gegen das Regime vorging und dabei Hunderte von Menschen tötete, Tausende verletzte und viele willkürlich festnahm“, erklärte Smith.

Maricarmen Espinosa Segura wurde im Dezember 2023 unter dem Vorwurf der Geldwäsche verhaftet - eine Taktik, die Ortegas Regime häufig anwendet, um diejenigen, die es als politische Feinde betrachtet, fälschlicherweise zu beschuldigen und zu inhaftieren. Segura wurde am 19. März wegen Aktivitäten im Zusammenhang mit dem Dienst Puerta de la Montaña zu 10 Jahren Haft und einer Geldstrafe von 80 Millionen Dollar verurteilt. Das Werk war Teil von Mountain Gateway, einer christlichen Missionsgruppe mit Sitz in den Vereinigten Staaten. Elf Pastoren und evangelikale Leiter mit Verbindungen zu Puerta de la Montaña wurden im März wegen fadenscheiniger Anschuldigungen der Geldwäsche verurteilt.

Puerta de la Montaña und Mountain Gateway koordinierten evangelistische Großveranstaltungen. Diese Veranstaltungen zogen Hunderttausende von Christussuchenden und Gläubigen an, was das autoritäre Regime wahrscheinlich als Bedrohung seiner Macht ansah.

Wie Segura wurde auch Marisela de Fátima Mejía Ruiz, die ebenfalls mit dem Puerta de la Montaña- Dienst in Verbindung stand, wegen Geldwäsche zu einer Geldstrafe von 80 Millionen Dollar und einer 15-jährigen Haftstrafe verurteilt.

In einem Bericht der Kommission der Vereinigten Staaten für internationale Religionsfreiheit (USCIRF) vom Juni 2024 wird das Ausmaß der Verfolgung von Christen in dem lateinamerikanischen Land ausführlich beschrieben.

 

„Die soziale und politische Krise in Nicaragua, die im April 2018 mit der gewaltsamen Unterdrückung friedlicher Proteste durch die Regierung begann, hatte verheerende Auswirkungen auf Katholiken und Protestanten“, heißt es in dem Bericht. „Die Regierung nahm zunächst die katholische Kirche ins Visier, weil sie Demonstranten Zuflucht gewährte und Geistliche sich gegen die Menschenrechtsverletzungen der Regierung aussprachen ... [Darüber hinaus] hat das ... Regime zunehmend repressive Maßnahmen gegen protestantische Gemeinschaften ergriffen, da es versucht, seinen Griff um die Macht zu festigen.“

Quelle: https://www.persecution.org