26.11.2024
Deutschland: Hamburg-Lichterkette fordert Gerechtigkeit für pakistanische Christen
IGFM protestierte gegen Christenverfolgung weltweit
Hamburg (IDEA) – Mit einer Lichterkette hat die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) in Hamburg gegen die weltweite Christenverfolgung protestiert. Im Mittelpunkt standen Schicksale pakistanischer Christen. An der Veranstaltung nahmen bei Schneefall und kalten Temperaturen über 50 Personen teil. Der Geschäftsführer des Vereins „Gemeinsam für Hamburg“, Detlef Pieper, erinnerte in einer Ansprache daran, dass der Katholik Anwar Kenneth aus der Provinz Punjab wegen angeblicher Gotteslästerung seit über 20 Jahren in der Todeszelle sitzt. Er hatte in Briefen an örtliche Geistliche islamischen Glaubenssätzen widersprochen. Pieper bezeichnete den Umgang mit Kenneth als „menschenverachtend und absolut inakzeptabel“. Er sei lediglich für seinen christlichen Glauben eingetreten. Es dürfe nicht hingenommen werden, dass Religionsfreiheit in Pakistan nur für radikale Muslime gelte.
Entführt und vergewaltigt: Maira Shahbaz
Der frühere Hamburger FDP-Bundestagsabgeordnete Burkhardt Müller-Sönksen rief in seiner Rede das Schicksal der pakistanischen Christin Maira Shahbaz in Erinnerung. Die minderjährige Katholikin war im April 2020 von einem 44-jährigen Muslim entführt, zum Islam zwangskonvertiert und mit dem Entführer zwangsverheiratet worden. Ihr gelang die Flucht, aber sie muss im Untergrund leben, weil sie vom obersten Gericht der Provinz Punjab unter Berufung auf die Scharia ihrem Entführer und Vergewaltiger zugesprochen wurde. Dieses Gerichtsurteil sei ein großes Unrecht und ein grober Verstoß gegen das Menschenrecht auf sexuelle Selbstbestimmung, sagte Müller-Sönksen. So wie Maira Shahbaz ergehe es vielen christlichen Mädchen in Pakistan. Der Politiker rief Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Bündnis 90/Die Grünen) auf, sich konsequent für diese Mädchen einzusetzen und darauf hinzuwirken, dass der pakistanische Staat ihre Entführer und Vergewaltiger nicht straffrei davonkommen lasse.
Vorderasien: Kriegsverbrechen und Menschenrechtsverletzungen
Der syrisch-orthodoxe Diakon Evgin Can kritisierte als Vertreter der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Hamburg das Schweigen westlicher Staaten zur millionenfachen Vertreibung von Christen aus Vorderasien. In der Türkei und im Irak seien sie nur noch eine kleine Minderheit. Auch die Vertreibung von 120.000 Christen aus Bergkarabach nach Armenien habe der Westen 2023 hingenommen. „Kriegsverbrechen und Menschenrechtsverletzungen scheinen kein Problem zu sein, wenn sie an christlichen Minderheiten in der islamischen Welt begangen werden“, so Can.
Nigeria: Systematische Straflosigkeit für Morde an Christen
Die IGFM-Referentin für Religionsfreiheit, Michaela Koller (Frankfurt/Main), sagte in ihrer Rede, in vielen Ländern gebe es eine „systematische Straflosigkeit schwerer Menschenrechtsverletzungen, die an christlichen Bevölkerungsgruppen verübt werden“. Als Beispiel nannte sie die Lage in Nigeria. Dort seien Christen unter anderem den Angriffen der radikalislamischen Terrororganisationen „Boko Haram“ und „Islamischer Staat“ ausgesetzt. Seit 2015 seien über 30.000 Christen solchen Attacken zum Opfer gefallen. Die nigerianischen Sicherheitskräfte schauten bei diesen Gewalttaten regelmäßig weg.
Klimke: Toleranz ist keine Einbahnstraße
Der frühere CDU-Bundestagsabgeordnete Jürgen Klimke sagte in seiner Ansprache: „Toleranz und Weltoffenheit einer Hafenstadt und Hansestadt wie Hamburg sind nur glaubwürdig, wenn das keine Einbahnstraße ist, sondern den Christen als Minderheit in anderen Ländern genauso zugute kommt, wie wir es hier bei uns ebenso den Menschen aus anderen Ländern und Kulturen gewähren.“