02.02.2025

Iran: Haftzeit von Christen versechsfacht

96 Christen wurden 2024 zusammen zu über 260 Jahren Gefängnis verurteilt

London (IDEA) – 2024 haben die Gerichte im Iran gegen Christen Haftstrafen von insgesamt über 260 Jahren verhängt. Das ist eine Versechsfachung gegenüber dem Vorjahr. Das geht aus einem gemeinsamen Jahresbericht der vier christlichen Hilfswerke Open Doors, Article18, CSW (ehemals Christian Solidarity Worldwide/Christliche Solidarität weltweit) und „Middle East Concern“ hervor. Während 2023 22 Christen zu insgesamt 43,5 Jahren Gefängnis verurteilt wurden, waren es 2024 96 Christen zu insgesamt 263 Jahren Haft. Der Bericht begründet die Zunahme zum Teil mit einem enormen Anstieg der Verhaftungen in der zweiten Hälfte des Jahres 2023. Die Werke stellten überdies eine Zunahme von Langzeitstrafen fest. So seien fünf Christen zu je zehn Jahren und ein weiterer zu 15 Jahren Gefängnis aufgrund ihres Glaubens und ihrer Aktivitäten in diesem Zusammenhang verurteilt worden.

Finanzielle Hilfe aus dem Ausland gilt als Verbrechen

Den Hilfswerken zufolge beschlagnahmten die Behörden 2024 vermehrt Eigentum von Christen und überprüften deren Finanzen. So seien verhaftete Christen und deren Anwälte zunehmend dazu befragt worden, ob sie Gelder aus dem Ausland erhalten hätten. So seien in der zweiten Hälfte des Jahres 2024 Christen in mindestens fünf Städten in einem Zeitraum von acht Wochen unter diesem Aspekt ins Visier genommen worden. Der Geheimdienst habe versucht, alle dabei Inhaftierten auf Grundlage des Artikels 500 im islamischen Strafgesetzbuch anzuklagen. Er sieht eine Strafe von bis zu zehn Jahren vor, wenn die angeklagte Person „finanzielle oder organisatorische Hilfe aus dem Ausland“ erhalten hat. Im Bericht heißt es dazu: „Die iranische Regierung scheint ihre Bemühungen, die christliche Gemeinschaft zu isolieren und finanziell zu untergraben als Teil einer umfassenderen Strategie zur Unterdrückung ihres Wachstums und ihres Einflusses intensiviert zu haben.“ Der Bericht dokumentiert zahlreiche Einzelfälle aus dem vergangenen Jahr, betont jedoch, dass diese nur die „Spitze des Eisbergs“ seien. Etwa 98 Prozent der rund 89 Millionen Einwohner des Iran sind Muslime. Laut Schätzung christlicher Hilfswerke beträgt der Anteil der Christen zwischen 0,7 und 0,9 Prozent.