04.02.2025

Pakistan: Blasphemievorwürfe gegen drogenabhängigen Christen

Er wird beschuldigt, negativ über den Islam gesprochen zu haben

Lahore (IDEA) – In der pakistanischen Großstadt Sahiwal (Provinz Punjab) hat die Polizei einen drogensüchtigen Christen verhaftet. Der Vorwurf: Er soll sich negativ über den Islam und wichtige Persönlichkeiten der Religion geäußert haben. Das berichtet die Gründerin der Menschenrechtsorganisation „The Voice Society“, Aneeqa Anthony (Lahore). Gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur IDEA erklärte sie, dass es sich bei dem Beschuldigten um den 28-jährigen Farhan Javed Masih handelt. Ein Bewohner seines Dorfes habe ihn der Blasphemie bezichtigt, was am 26. Januar zur Verhaftung geführt habe. Die Schwester des jungen Mannes berichtete gegenüber „The Voice“, dass Masih und dessen Bruder abhängig von der Droge Crystal Meth seien. Sie hat starke Auswirkungen auf das Gehirn und das Nervensystem. Masih, ehemals als Krankenpfleger tätig, verlor laut seiner Schwester auch seine Arbeitsstelle durch die Sucht. Wie sie den Menschenrechtlern weiter berichtete, hat ihr Bruder begonnen, seltsame Dinge zu äußern. So habe er sich als Prophet, Pharao oder auch Christus bezeichnet, was seine Familie sehr aufgebracht habe. Sie soll sich seit seiner Verhaftung bei Familienmitgliedern in der Nähe verstecken. Im Dorf der Familie gebe es zwar keine religiösen Spannungen zwischen Muslimen und der christlichen Minderheit, dennoch habe sie angesichts der Vorwürfe Angst vor Übergriffen. „The Voice“ hat den Christen Unterstützung bei der Verteidigung des Beschuldigten angeboten. Angehörige religiöser Minderheiten, etwa Christen, werden überproportional häufig der Blasphemie bezichtigt, oft aufgrund von persönlichen Streitigkeiten oder Missgunst. Laut dem „Zentrum für Soziale Gerechtigkeit“ (Center For Social Justice) in Lahore wurden in Pakistan seit 1987 rund 2.500 Personen wegen Blasphemie angeklagt, darunter 291 Christen. Von den über 230 Millionen Einwohnern Pakistans sind 96 Prozent Muslime, zwei Prozent Christen und ein Prozent Hindus.