16.05.2025

Sudan: Hinter dem Drohnenkrieg verbirgt sich ein „Stellvertreterkrieg“

Khartum (Fides) - im Sudan verschärft sich der „Drohnenkrieg“. Bewaffnete Drohnen und so genannten „Kamikaze“-Drohnen (die Marschflugkörpern ähneln, aber billiger sind) werden hauptsächlich von den Milizionäre der Rapid Support Forces (RSF) eingesetzt, die über keine eigene Luftwaffe verfügen. Doch auch die sudanesischen Streitkräfte (Sudan Armed Forces, SAF)), die über Kampfflugzeuge verfügen, machen ausgiebig Gebrauch von ihnen, um Gebiete unter der Kontrolle der RSF zu bombardieren.
Letztere haben den Wirkungsbereich ihrer Geschütze ausgeweitet und die von der SAF kontrollierte Verwaltungshauptstadt des Sudan sowie den wichtigsten Seehafen des Landes, Port Sudan, ins Visier genommen (vgl. AKREF 6/5/2025).
Bisher beschränkten sich die Drohnenangriffe der RSF auf den Bundesstaat White Nile, River Nile und Northern State sowie auf Omdurman und El Fasher. Zu den getroffenen Zielen gehören Kraftwerke und Treibstoffdepots. Die Ausdehnung der von der RSF angegriffenen Gebiete wirft die Frage auf, ob die Angriffe aus dem Sudan selbst oder aus den Nachbarländern erfolgen. Dies ist ein berechtigter Verdacht, insbesondere im Hinblick auf Port Sudan, das mehrere hundert Kilometer von den RSF-Stellungen entfernt ist. Störungen des Radars von Handelsschiffen, die im Roten Meer unterwegs sind, würden darauf hindeuten, dass die Drohnen von Basen außerhalb des Sudans gestartet werden, vielleicht von Puntland aus, wo die Vereinigten Arabischen Emirate (die von der Regierung in Khartum beschuldigt werden, die RSF zu unterstützen, vgl. Fides einen wichtigen Stützpunkt in Bosaso haben.  Nach dieser Hypothese werden bei Drohnenangriffen die Radare von Schiffen gestört, die in diesem Gebiet fahren, um ihren Abschussort zu verbergen.
Die Wrackteile der von der RSF eingesetzten Geschütze lassen vermuten, dass es sich um chinesische Ausrüstung handelt, die den sudanesischen Paramilitärs von den Vereinigten Arabischen Emiraten geliefert wurde. Die Regierung in Khartum hat Peking aufgefordert, dringend zu intervenieren, um die RSF am Erwerb von Drohnen und strategischen Flugkörpern aus chinesischer Produktion zu hindern. Der Minister für Kultur und Information und Regierungssprecher Khaled Al-Aiser erklärte am 15. Mai 2025 in einem Facebook-Post, dass China ein befreundetes Land mit historischen Beziehungen und strategischen Interessen zum Sudan sei, und forderte Peking daher auf, beim Regime in Abu Dhabi zu intervenieren, um Verstöße gegen die Waffenkaufverträge und Endverwendungszertifikate zu unterbinden, aufgrund derer die RSF die fortschrittlichen Drohnen erwerben konnten.
Die sudanesische Armee steht wiederum im Verdacht, Drohnen aus türkischer Produktion zur Unterstützung ihrer Offensiven gegen Paramilitärs einzusetzen. Es gibt unbestätigte Berichte, wonach bei den Angriffen von RSF-Drohnen auf Port Sudan einige türkische Experten verwundet und anschließend mit einem Ambulanzflugzeug ausgeflogen wurden. Es besteht also die Gefahr, dass sich der Konflikt im Sudan zu einem Stellvertreterkrieg zwischen externen Mächten, insbesondere der Türkei und den Emiraten, entwickelt, was ihn noch weiter anheizt. Papst Franziskus und nun auch sein Nachfolger Papst Leo XIV. forderten unterdessen wiederholt die Beendigung des Waffenhandels.
(L.M.) (Fides 16/5/2025)