05.09.2025
Südsudan: “Jugendgewalt ist das Zeichen einer tiefen Krise in der Seele des Landes”
sagt Bischof Tombura-Yambio
Juba (Fides) – „Die jüngste Welle der Gewalt in Juba ist ein nationaler Protestschrei“, erklärt Bischof Barani Eduardo Hiiboro Kussala von Tombura-Yambio in seiner Botschaft mit dem Titel „Healing our wounded sons and daughters“ (Unsere verwundeten Söhne und Töchter heilen).
„Was geschieht, ist nicht nur ein Verbrechen. Es ist ein Schrei. Es ist ein Symptom. Ein Zeichen dafür, dass sich etwas Tiefgreifendes und Gefährliches in der Seele der Nation offenbart“, erklärt Bischof Hiiboro in seiner Botschaft, die Fides vorliegt.
Der Bischof bezieht sich auf die jüngsten Ereignisse in der Hauptstadt des Südsudans, insbesondere auf die Vergewaltigung einer 16-Jährigen durch eine Bande von Jugendlichen unter Drogeneinfluss. Das Video der sexuellen Gewalt wurde anschließend online gestellt. Später stellte sich heraus, dass das Opfer einer rivalisierenden Bande angehörte und dass die Vergewaltigung und das Video ein Racheakt waren.
Das Video sorgte für Aufsehen, und veranlasste die Behörden, einzugreifen und in Juba etwa 600 Jugendliche verschiedener krimineller Banden festzunehmen, von denen jedoch die Hälfte kurz darauf ohne Anklage wieder freigelassen wurde.
Laut dem Bischof von Tombura-Yambio betrifft das Phänomen der Jugendbanden den gesamten Südsudan und nicht nur die Hauptstadt: „Wir müssen ehrlich sein: Juba ist nur die Spitze des Eisbergs. Von Nzara bis Malakal, von Wau bis Torit, von Yambio bis Renk, von Bor bis Yei breiten sich Banden, Gewalt, Abhängigkeiten und Traumata still und leise aus.“ „Wir sitzen auf einer Zeitbombe aus jugendlicher Wut und zerfallenden Familien, die bereit ist zu explodieren, während die Nation schweigt“, warnt er.
„Wie können wir das alles stoppen?“, fragt Bischof Hiiboro. „Mit Mitgefühl. Mit Mut. Mit tiefer und geduldiger Liebe“, antwortet der Bischof und kritisiert die gewaltsame Reaktion der Sicherheitskräfte. „Waffen können Traumata nicht heilen. Gefängnisse können keinen Lebenssinn zurückgeben“, bekräftigt er.
Der südsudanesische Bischof verweist auf ein Beispiel, bei dem eine rein polizeiliche und militärische Reaktion auf die Ausbreitung von Jugendbanden das Phänomen eher verstärkt als verringert hat: „El Salvador hat es mit militärischer Unterdrückung versucht (Operation „Eiserne Faust“). Die Banden sind gewachsen“. In anderen Situationen habe ein anderer Ansatz hingegen die Wiedereingliederung der Jugendlichen ermöglicht, wie beispielsweise in Kenia, wo „das ‚Mathare Social Justice Centre‘ ehemalige Gangmitglieder als Mentoren in den Slums einsetzt“, oder in Kolumbien, wo die Behörden „den Bandenchefs Bildung, Arbeit und Würde angeboten haben, sodass sie zu Friedensstiftern geworden sind“.
Ausgehend von diesen Beispielen schlägt Bischof Hiiboro vor, im ganzen Land sichere Zonen zu schaffen, in denen Bildungszentren für Jugendliche eingerichtet werden, an denen neben den Familien der Jugendlichen auch Kirchen und Moscheen beteiligt sind. Darüber hinaus müssten das Justizsystem und die Polizei reformiert werden. Schließlich hofft der Bischof von Tombura-Yambio auf eine nationale Solidaritätskampagne zugunsten der „verlorenen Jugend“.
(L.M.) (Fides 5/9/2025)