21.08.2020

Pakistan: Pastorentochter nach Kirchenbesuch entführt

Die Familie befürchtet, dass das Mädchen gezwungen wird, Muslima zu werden

Faisalabad (idea) – Im pakistanischen Faisalabad (Provinz Punjab) ist einem Medienbericht zufolge erneut ein christliches Mädchen mutmaßlich von einem Muslim entführt worden. Die Familie fürchtet, dass auch sie zum Glaubensübertritt zum Islam und zur Heirat mit ihrem Entführer gezwungen werden könnte. Das berichtet die Online-Zeitung Asia News. Saneha Kinza Iqbal ist die Tochter des evangelischen Pastors Morris Masih (55) und die Jüngste von insgesamt fünf Kindern. Nach Angaben der Online-Zeitung ging die 15-jährige Schülerin zum Morgengebet in die Kirche, kehrte aber nicht nach Hause zurück. Nachbarn wollen beobachtet haben, dass das Mädchen mit einigen Unbekannten in einem Auto weggefahren sei. Ein Nachbar identifizierte einen davon als Saeed Amanat – einen Wachmann in einem Krankenhaus der Stadt. Dort hatte er laut Asia News das Mädchen auch kennengelernt, weil ihre Mutter, Rukhsana Bibi, nach einem Sturz im Juni im Krankenhaus behandelt worden war. Der 30-jährige Amanat ist verheiratet und hat vier Kinder.

Polizei weigerte sich, aktiv zu werden

Der Vorfall ereignete sich bereits am 22. Juli, die Familie konnte jedoch erst am 19. August Anzeige erstatten. Die Polizei hatte sich Asia News zufolge geweigert, sie früher anzunehmen. Erst mit Hilfe einer Vereinigung, die sich für die Rechte der Frauen einsetzt, wurde die Familie von Behörden angehört. Weil diese anfangs nicht aktiv werden wollten, suchte Sanehas Bruder, Waseem Morris (26), selbst den Vater des mutmaßlichen Entführers in seinem Heimatdorf 60 Kilometer außerhalb Faisalabads auf. Dieser gab zu, dass sein Sohn die Entführung begangen habe und versprach vor Zeugen die Rückkehr des Mädchens. Einige Tage später änderte er jedoch seine Meinung. Am 28. Juli soll Amanat die Familie Morris telefonisch bedroht haben, sich nicht für die Rückkehr ihrer Tochter einzusetzen.

Menschrechtsaktivist befürchtet Zunahme von Entführungen

Immer wieder kommt es zu Entführungen von christlichen Mädchen in Pakistan. Dazu sagte die in Pakistan lebende Menschenrechtsanwältin Anneqa Anthony der Evangelischen Nachrichtenagentur idea: „Allein im Jahr 2019 wurden rund 1.000 minderjährige Mädchen religiöser Minderheiten in Pakistan von Muslimen entführt, verheiratet und zwangskonvertiert.“ Zuletzt erregte der Fall der 14-jährigen Maira Shahbaz Aufmerksamkeit: Sie wurde am 28. April auf offener Straße mit vorgehaltener Waffe von dem Muslim Mohamad Nakash und zwei Komplizen in der Nähe von Faisalabad entführt. Anschließend nötigte er die Katholikin, zum Islam überzutreten und ihn zu heiraten. Derzeit wird der Fall vor Gericht verhandelt. Gegen die richterliche Entscheidung, dass das Mädchen – es war zwischenzeitlich in einem Frauenhaus untergebracht – zu dem Muslim zurückkehren müsse, legte der Anwalt der Familie, Khalil Tahir Sandu, Berufung ein. Gegenüber der Internetplattform „Morning Star News“ warnte der Menschenrechtsaktivist Lala Robin Daniel – er setzt sich für die Familie ein –, dass die Zahl entführter Christinnen aufgrund des Urteils steigen könnte. Von den über 216 Millionen Einwohnern Pakistans sind etwa 95 Prozent Muslime, zwei Prozent Christen sowie zwei Prozent Hindus.