25.01.2021

Indien: Hass und Gewalt gegen Christen

Evangelische Allianz: Mindestens 327 Übergriffe im Jahr 2020

Neu-Delhi (IDEA) – Trotz der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Ausgangsbeschränkungen ist die Zahl der Übergriffe auf Christen in Indien weiterhin hoch. Das geht aus dem aktuellen Menschenrechtsbericht der Indischen Evangelischen Allianz hervor. Demzufolge gab es 2020 mindestens 327 Angriffe auf Christen und Kirchen. 2018 lag die Zahl dieser Attacken bei 325 und 2019 bei 366. Die Vorfälle im Jahr 2020 umfassen unter anderem Drohungen und Anfeindung (88), physische Gewalt (81), falsche Vorwürfe und damit verbundene Verhaftungen (66). Fünf Kirchen seien beschädigt und eine niedergebrannt worden. Gegen Christen habe es neun Hasskampagnen und 26 Fälle von Boykottaktionen gegeben. Fünf seien wegen ihres Glaubens ermordet, genauso viele verhaftet und sechs weitere zur Konversion zum Hinduismus gezwungen worden. Die Evangelische Allianz vermutet eine deutlich höhere Dunkelziffer. Viele Christen meldeten Angriffe nicht – aus Angst, Opfer „weiterer Gräueltaten“ zu werden. Das gelte besonders für Christen auf dem Land.

Corona zur Einschränkung von Meinungsfreiheit genutzt

Der Indischen Evangelischen Allianz zufolge haben sowohl die Regierung als auch die einzelnen Bundesstaaten die Corona-Krise und die Angst vor dem Virus dazu genutzt, um die Meinungsfreiheit und Proteste einzuschränken. Hochrangige Politiker und ganze Landesregierungen hätten gezielt Hass gegen religiöse Minderheiten geschürt, die oft zu Gewalt gegen diese Gruppierungen geführt habe. Hauptziel seien Muslime gewesen. Doch auch Christen – insbesondere Pastoren in ländlichen Gebieten – seien Opfer dieser Angriffe geworden. So seien Gottesdienste gestört und Kirchen angegriffen worden. Die Allianz rief die Regierung dazu auf, religiöse Minderheiten vor Gewalt zu schützen. Sie forderte auch die Bestrafung von Polizeibehörden und -beamten, die Übergriffe gegen Christen nicht verfolgen, sowie die Abschaffung der in acht Bundesstaaten geltenden sogenannten Anti-Konversions-Gesetze. 80 Prozent der etwa 1,3 Milliarden Einwohner Indiens sind Hindus, 14 Prozent Muslime und mindestens drei Prozent Christen.