27.11.2020

Österreich: Rabbiner auf offener Straße attackiert

Die Angreiferin rief „Schlachtet alle Juden!“

Wien (idea) – Ein Rabbiner ist am 26. November in Wien Ziel eines judenfeindlichen Angriffs geworden. Eine etwa 50-jährige Täterin bedrohte den Geistlichen an einer Straßenbahnstation mit einem Messer, riss ihm die Kippa vom Kopf und versetzte ihm einen Tritt. Die Angreiferin habe dabei „Schlachtet alle Juden!“ gerufen, berichtete die Antisemitismus-Meldestelle der Wiener Israelitischen Kultusgemeinde. Passanten hätten den Vorfall bemerkt, aber nicht eingegriffen, so die Polizei. Die Fahndung nach der Frau verlief bisher erfolglos. Der Rabbiner erlitt keine körperlichen Verletzungen. Das Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung ermittelt. Dem österreichischen Innenministerium zufolge gibt es bisher keinen Hinweis auf einen islamistischen Hintergrund. Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) verurteilte den antisemitischen Angriff „auf das Allerschärfste“. Man müsse den Antisemitismus mit aller Entschiedenheit bekämpfen und alles dafür tun, um jüdisches Leben in Österreich in Sicherheit zu ermöglichen.

Verstärkter Schutz für Kirchen

In Wien hatte am 2. November ein islamistischer Attentäter nahe der Hauptsynagoge vier Passanten ermordet, bevor Polizisten ihn erschossen. Aus Sorge vor Nachahmungstaten kündigte Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) einen verstärkten Schutz von Kirchen und anderen Religionsstätten an. Es könne nicht ausgeschlossen werden, „dass der Täter auch Opfer in Kirchen bewusst suchen wollte“. Das hätten Ermittlungen gezeigt. In Österreich sind Kirchen trotz verschärfter Corona-Beschränkungen offen, Gottesdienste aber ausgesetzt. Der „Lockdown“ gilt bis zum 6. Dezember.