28.11.2020

China: "Eine Bibelstelle gibt mir Kraft"

Uber Joshua Wong, der in Hongkong inhaftierte Aktivist

Hongkong (idea) – Der in Hongkong inhaftierte Aktivist Joshua Wong will sich auch im Gefängnis für die Demokratiebewegung in Hongkong einsetzen. Kraft schöpft er dabei auch aus der Bibel. Das geht aus einem Interview hervor, das die Tageszeitung „Die Welt“ (Ausgabe 26. November) veröffentlichte.

Der bekennende Christ hatte die Fragen der Zeitung schriftlich im Gefängnis beantwortet. Er wurde am 23. November iinhaftiert, nachdem er sich schuldig bekannt hatte, im Juni 2019 eine nicht genehmigte Versammlung organisiert zu haben.

Wong und seinen beiden Mitstreitern Ivan Lam (26) und Agnes Chow (23) drohen dafür bis zu fünf Jahre Haft. Das Ende des Prozesses ist für den 2. Dezember angesetzt.

Seit das kommunistisch regierte China im Sommer in Hongkong das „Nationale Sicherheitsgesetz“ eingeführt hat, gehen Behörden dort hart gegen alle Aktivitäten vor, die nach ihrer Auffassung die nationale Sicherheit Chinas bedrohen.

Wong: Leid macht geduldig

Wong erklärte gegenüber der „Welt“, dass der zunehmende Druck des kommunistischen Chinas auf Hongkong längst nicht mehr nur auf den Aktivisten laste: „Die Eskalation zielt auf jeden Einzelnen von uns und sogar auf die Menschen, die im Exil leben.“

Auf die Frage, was ihm derzeit Kraft gebe, zitierte der Lutheraner unter anderem eine Bibelstelle aus dem Römerbrief (Kapitel 5,3-4): „Wir danken Gott auch für die Leiden, die wir wegen unseres Glaubens auf uns nehmen müssen.

Denn Leid macht geduldig, Geduld aber vertieft und festigt unseren Glauben, und das wiederum stärkt unsere Hoffnung.“ Einmal gesät, würden die Samen eines Tages sprießen, so Wong: „Wir werden nicht nachgeben, sondern werden den Kampf weiterführen.“ Die Eskalation in Hongkong sei ein Symptom für ein größeres Problem: „China bedroht die Freiheit der Welt.“

„Ich wünschte, ich hätte in der Vergangenheit sanfter mit meinen Eltern gesprochen“

Wong befindet sich nach eigenen Angaben in Einzelhaft. Seine Zelle sei rund um die Uhr erleuchtet, so dass er nur schlecht schlafen könne. Die anderen Insassen dürfe er nicht treffen.

Er vermisse seine Familie, so Wong: „Ich wünschte, ich hätte in der Vergangenheit sanfter mit meinen Eltern gesprochen. Es gab Zeiten, da haben sie sich große Sorgen um mich gemacht. Und ich habe zu wenig getan, um sie zu trösten.“

Hongkong ist eine Sonderverwaltungsregion Chinas. Schätzungen zufolge leben in der fast 1,4 Milliarden Einwohner zählenden Volksrepublik bis zu 130 Millionen Christen.