29.03.2021

Deutschland: Evangelikale sehen sich an den Rand gedrängt

Kölner Freikirche feierte Gebetsgottesdienst für Bremer St.-Martini-Gemeinde

Köln (IDEA) – Evangelikale Christen werden immer stärker an den Rand der Gesellschaft gedrängt und als Rechtsradikale diffamiert. Diese Ansicht vertrat einer der Kirchenvorsteher der St.-Martini-Gemeinde in Bremen, Jürgen Fischer, bei einem Gebetsgottesdienst am 26. März in Köln. Die Veranstaltung war der Abschluss eines „Gebets- und Fasttages“, zu dem die Evangelische Freikirche Köln-Ostheim aufgerufen hatte. Der Gottesdienst wurde nach Schätzung der Veranstalter von rund 20.000 Zuschauern im Internet verfolgt. Die Aktion war ein Zeichen der Verbundenheit mit der Gemeinde und ihrem theologisch konservativen Pastor Olaf Latzel. Hintergrund: Die Kirchenleitung der Bremischen Evangelischen Kirche hatte Latzel im Dezember 2020 vorläufig des Dienstes enthoben, weil das Amtsgericht Bremen ihn wegen Volksverhetzung verurteilt hatte. Grund sind Aussagen in einem „Eheseminar“ seiner Gemeinde, das auf YouTube veröffentlicht wurde. Bei der Veranstaltung hatte Latzel unter anderem Homosexualität als eine „Degenerationsform der Gesellschaft“ bezeichnet und gesagt: „Überall laufen diese Verbrecher rum vom Christopher Street Day“. Später hatte er sich dafür entschuldigt und die Aufzeichnung im Internet gelöscht. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, da Latzel dagegen in Berufung gegangen ist. Der Pastor und die Gemeinde haben auch Rechtsmittel gegen seine vorläufige Dienstenthebung eingelegt. 

An das Wort Gottes oder „Phrasen des Zeitgeistes“ halten?

Fischer sagte in seiner Ansprache, in der gegenwärtigen Auseinandersetzung um die Gemeinde gehe es nur vordergründig um Latzels Aussagen bei dem Eheseminar. In Wirklichkeit gehe es darum, „ob wir uns an das Wort Gottes halten oder ob wir an seine Stelle Phrasen des Zeitgeistes setzen“. Die Gemeinde sei seit über zehn Jahren immer wieder das Ziel von Angriffen von Aktivisten der Schwulen- und Lesbenszene in Bremen. Seit 2019 sei die Auseinandersetzung „radikaler geworden“. In der Presse und der Politik des Stadtstaates werde die Gemeinde seit Monaten massiv kritisiert und „in die rechte Ecke gedrängt“. Mitwirkende in dem Gottesdienst waren unter anderen der Direktor des Bibelseminars Bonn, Heinrich Derksen, der Evangelist Ulrich Parzany (Kassel), der Präsident der Europäischen Evangelischen Allianz, Pfarrer Frank Hinkelmann (Bonn und Petzenkirchen/Österreich), und der Bonner Verleger Norman Rentrop. Die Evangelische Freikirche Köln-Ostheim wurde 1976 von Russlanddeutschen gegründet und hat rund 500 Mitglieder. Sie gehört dem Bund evangelischer Freikirchen (Taufgesinnte Gemeinden) an, der 2019 aus der Vereinigung der Gemeindebünde Bund Taufgesinnter Gemeinden (BTG) und Konferenz evangelischer Freikirchen (KeF) hervorgegangen ist.