30.03.2021

Deutschland: Die Stadt Lage verbietet Präsenzgottesdienste

Stadtrat setzt sich über die Anweisung der Landesregierung hinweg

Lage (IDEA) – Die Stadt Lage im Landkreis Lippe hat Präsenzgottesdienste zu Ostern generell verboten. Einen entsprechenden Beschluss hat der Stadtrat am 26. März gefasst, teilte die Stadt auf ihrer Internetseite mit. Hintergrund ist eine hohe Zahl von positiven Corona-Testergebnissen bei Mitgliedern der freikirchlichen Evangeliums-Christen Baptistengemeinde Lage (ECBG). Von den rund 1.100 Gemeindemitgliedern seien in der vergangenen Woche 322 positiv auf das Coronavirus getestet worden. Dadurch sei die Zahl der positiven Tests pro 100.000 Einwohner (Inzidenzwert) in der Stadt zeitweise auf 811 gestiegen. Bürgermeister Matthias Kalkreuter (SPD) habe deswegen Kontakt zum nordrhein-westfälischen Gesundheitsministerium aufgenommen und darum gebeten, in der Stadt ein generelles Gottesdienstverbot erlassen zu dürfen. Das Ministerium habe der Stadt aber nur die Erlaubnis erteilt, die Gottesdienste der ECBG zu verbieten. Angesichts der Situation in der Stadt habe der Stadtrat aber mit großer Mehrheit beschlossen, sich über die Anweisung des Ministeriums hinwegzusetzen, heißt es auf der Internetseite. 

Evangelische Kirchengemeinden verzichten bereits freiwillig

Die meisten Kirchengemeinden in der Stadt hätten vor der Verhängung des Gottesdienstverbots bereits beschlossen, auf die Präsenzgottesdienste zu verzichten, erklärte der Pfarrer der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Lage, Richard Krause, gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur IDEA. So habe seine Gemeinde von sich aus einen Verzicht bis zum 14. April beschlossen und ihn mittlerweile gemäß den Empfehlungen der Lippischen Landeskirche bis zum 18. April verlängert. Diese hatte am 25. März eine entsprechende Empfehlung abgegeben. Auch die Freikirchliche Baptisten Gemeinde Lage teilt auf ihrer Internetseite (gedison.de) mit, dass sie seit dem 22. März freiwillig auf Präsenzgottesdienste verzichtet. Für die katholische Kirchengemeinde St. Michael in Lage erklärte dagegen der Leiter des Pastoralverbundes Lippe-West, Pfarrer Michael Karsten, die Gemeinde prüfe rechtliche Schritte gegen das Gottesdienstverbot. Durch die Verfügung der Stadt werde sie in „Mithaftung“ genommen, sagte er gegenüber der katholischen Nachrichtenplattform domradio.de (Köln). Bei katholischen Gottesdiensten sei es in der Vergangenheit nie zu einer erhöhten Zahl von Infektionen gekommen.